Papst kritisiert dogmatische Engstirnigkeit der Kirche

Franziskus hat erneut über den Heiligen Geist gesprochen. Eine schwierige Materie, die er immer wieder thematisiert. Quintessenz: Der Heilige Geist lässt sich nicht “in eine Kiste” einsperren.
Papst Franziskus hat sich solidarisch mit Srilankern gezeigt. Die politisch Verantwortlichen dürften den „Schrei der Armen nicht ignorieren“.

Papst Franziskus –Foto: © Palinchak | Dreamstime.com

Papst Franziskus hat dogmatische Engstirnigkeit in Kirche und Gesellschaft kritisiert. Der Heilige Geist, der den Menschen die Freiheit zu handeln gebe, lasse sich nicht in eine “Kiste stecken” oder einsperren, weder in Konzepten, Definitionen oder Abhandlungen, wie es der moderne Rationalismus manchmal versuche, sagte er bei der Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz. Damit verliere man den Heiligen Geist und reduziere ihn rein auf den menschlichen Geist.

Auch im kirchlichen Bereich bestehe die Versuchung, den Heiligen Geist in Lehrsätze, Institutionen und Definitionen einschließen zu wollen. “Der Geist schafft und belebt Institutionen, aber er selbst kann nicht ‘institutionalisiert’ werden”, sagte Franziskus. “Der Wind weht, wo er will, also verteilt der Geist seine Gaben, wie er will”, zitierte er den Ersten Korintherbrief im Neuen Testament.

Weiter erklärte Franziskus in seiner Katechese (Glaubensunterweisung) über den Heiligen Geist, dieser gebe nicht die Freiheit zu tun, was man will, sondern frei zu tun, was Gott will. Bei dieser Freiheit bestehe die Gefahr von Missbrauch und Missverständnissen, auf die schon der Apostel Paulus hingewiesen habe: etwa durch Ausschweifung, Streit, Eifersucht und Übermaß. “Aber das gilt auch für die Freiheit, die es den Reichen erlaubt, die Armen auszubeuten, den Starken, die Schwachen auszubeuten, und jedem, die Umwelt ungestraft auszubeuten”, mahnte Franziskus.

Im Anschluss betete der Papst erneut um Frieden für die “gemarterte Ukraine”, für die Menschen in Palästina, Israel und Myanmar. Besonders verwies er auf den Gedenktag des heiligen Bonifatius, des “Apostels der Deutschen”, an diesem Mittwoch: “Dankbar für die lange und segensreiche Geschichte des Glaubens in euren Landen bitten wir den Heiligen Geist, er möge den Glauben, die Hoffnung und die Liebe in euch stets lebendig halten.”