Es ist ein überraschender Rückzug: Fünf Mitglieder verlassen das Kuratorium des Katholisch-Sozialen Instituts im Erzbistum Köln. In ihrer Begründung äußern sie klare Kritik.
Köln – Neuer Ärger in dem von Kardinal Rainer Maria Woelki geführten Erzbistum Köln. Diesmal geht es um das von der Erzdiözese betriebene Katholisch-Soziale Institut (KSI) in Siegburg, eine Einrichtung der Erwachsenenbildung. Mehrere Mitglieder des KSI-Kuratoriums haben aus Protest ihr Mandat zurückgegeben. Das geht aus einem Brief an den Kölner Generalvikar Guido Assmann hervor, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt.
Darin erklären der Politikwissenschaftler Volker Kronenberg, der Theologe Jochen Sautermeister, der Philosoph Armin Wildfeuer, Martin Thome vom Bundesforschungsministerium sowie die frühere Hauptabteilungsleiterin Schule/Hochschule des Erzbistums, Bernadette Schwarz-Boenneke, ihren Austritt aus dem Gremium. Das Kuratorium aus 30 Mitgliedern ist unter anderem für die Programmgestaltung zuständig. Sautermeister, Schwarz-Boenneke und Thome gehörten bislang dem Vorstand mit 8 Personen an. Über den aktuellen Vorgang hatte zunächst der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet.
Über Besetzung des KSI-Direktorenpostens „seit Monaten im Unklaren“
Hintergrund des Streits ist die Besetzung des KSI-Direktorenpostens. Stelleninhaber Ralph Bergold scheidet im Spätsommer dieses Jahres altersbedingt aus. Über das Wiederbesetzungsverfahren werde das Kuratorium „seit Monaten im Unklaren gelassen“, heißt es in dem Schreiben. Auf unterstützende Beratung sei keine Reaktion erfolgt. „Auch ob es überhaupt eine Stellenausschreibung gibt oder die Stelle ohne Ausschreibung besetzt wird (oder schon längst besetzt wurde), ist bislang nicht kommuniziert worden.“ Die Zeitung zitiert Gerüchte, wonach Woelki sich bereits auf einen Nachfolger festgelegt habe, der aus dem Bereich der von ihm vorangetriebenen umstrittenen Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) kommen solle.
Zudem sei in der Satzung des KSI die Ernennung eines Stellvertreters des Direktors vorgesehen, so die Unterzeichner des Schreibens. Die Verantwortlichen des Erzbistums hätten jedoch trotz Bedenken des Kuratoriums entschieden, keinen Stellvertreter zu ernennen. Das Vorgehen bei der Besetzung der Stellen sei „eigentümlich intransparent“ und gegenüber den beteiligten Vorstands- und Kuratoriumsmitgliedern „wenig respektvoll“.
Vertrauen in die Verantwortlichen des Erzbistums Köln verloren
Die Unterzeichnenden sehen sich als Kuratorium und dessen Vorstand „de facto“ nicht anerkannt. Das Vorgehen habe dazu geführt, dass „in dieser Angelegenheit das Vertrauen in die Verantwortlichen des Erzbistums verloren gegangen ist, ein Vertrauen, das für eine gedeihliche Arbeit in Kuratorium und Vorstand aber unabdingbar ist“.
Eine Anfrage an das Erzbistum zu der Sache blieb bislang unbeantwortet. Das KSI wurde 1947 als Stätte der Erwachsenenbildung gegründet. Über Jahrzehnte war es in Bad Honnef angesiedelt, bevor es 2017 im modernisierten und erweiterten Gebäude der ehemaligen Benediktinerabtei auf dem Michaelsberg in Siegburg unterkam.