Kardinal Koch hofft nach Vatikan-Papier auf weitere Reaktionen

Nach der Veröffentlichung der vatikanischen Vorschläge für einen ökumenischen Primat des Papstes hofft der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch auf weitere positive Reaktionen anderer Kirchen.
Kardinal Koch hofft nach Vatikan-Papier auf weitere Reaktionen

Kardinal Kurt Koch-– Foto: Andreas Faessler/CC BY-SA 4.0

Nach der Veröffentlichung der vatikanischen Vorschläge für einen ökumenischen Primat des Papstes hofft der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch auf weitere positive Reaktionen anderer Kirchen. In einem am Montag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärte er, das Dokument eröffne die Chance, dass „ausgerechnet das Papstamt, das lange Zeit als das größte Hindernis für die Einheit der Christen betrachtet wurde, nun zu einer bedeutsamen Möglichkeit wird, um diese Einheit zu fördern und sichtbarer zu machen“.

Koch führte aus, dass ein allgemeiner Ehrenprimat des Papstes für die orthodoxen Kirchen am leichtesten zu akzeptieren sei. Sie hätten schon im ersten Jahrtausend den Bischof von Rom als „Primus inter pares“ (Erster unter Gleichen) anerkannt. Er hoffe aber, dass ein Weg gefunden werde, bei dem sich auch die anderen christlichen Kirchen „nicht ausgeschlossen oder abgehängt“ fühlen.

Kein bloßer Ehrenvorsitz

Die Vorschläge aus Rom seien bewusst „sehr sanft formuliert“, so Koch. Die anderen Kirchen sollten „nicht den Eindruck gewinnen, als hätten wir schon ein fertiges Programm und wollten ihnen das auferlegen“. Das Dokument sei von der Haltung geprägt: „Hier sind unsere Vorschläge, nun warten wir auf eure Reaktionen, aber wir haben noch kein volles Programm.“

Zugleich betonte Koch, dass es sich beim vorgeschlagenen neuen Primat des Papstes für die christlichen Kirchen nicht um einen reinen Ehrenvorsitz ohne jegliche Kompetenzen handeln könne. Ein solcher Ehrenvorsitz funktioniere „nur bei schönem Wetter“. Nötig seien die Kompetenzen, zu gemeinsamen Versammlungen einladen und in Konfliktfällen die Rolle des Moderators übernehmen zu können. Faktisch bestehe schon heute eine Sonderrolle des Papstes, die sich unter anderem bei Anlässen wie dem Weltfriedensgebet von Assisi gezeigt habe.

Eigentlicher Ökumene-Minister ist der Heilige Geist

Große Hoffnungen setzt Koch in das Jubiläum des Konzils von Nicäa, das im Jahr 325 tagte. Es legte vor 1.700 Jahren das bis heute für fast alle christlichen Kirchen verbindliche Glaubensbekenntnis fest. Angestrebt wird laut Koch ein gemeinsames Treffen im Juni, allerdings stehe noch nicht fest, ob die Regierung der Türkei, auf deren Gebiet die Stadt heute liegt, zustimmen werde.

Koch wollte sich nicht auf einen Zeitrahmen für die kommenden Schritte zur Verwirklichung eines ökumenischen Ehrenprimats des Papstes festlegen. Zur Begründung führte er aus: „Ich habe gelernt, dass es nicht hilfreich ist, bei ökumenischen Prozessen Zeitansagen zu machen, und schon gar nicht einseitig. Der eigentliche Ökumene-Minister ist ohnehin der Heilige Geist. Dessen zeitliche Agenda kenne ich jedoch nicht so genau – und die möglichen Überraschungen von Papst Franziskus übrigens auch nicht.“

kna