Die Welt scheint an allen Ecken und Enden auseinanderzufallen. Kriege, Terrorismus und soziale Konflikte zwischen Arm und Reich machen Friedensarbeit nötiger denn je. Doch der deutschen Sektion der Internationalen Katholischen Friedensbewegung „pax christi“ droht das Aus. Die Bischöfe haben beschlossen, ab 2018 den bisherigen jährlichen Zuschuss in Höhe von 60000 Euro aus den Mitteln des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD) zu streichen – „ohne Ankündigung und Begründung“, so pax christi in einer Stellungnahme.
Es muss den pax-christi-Verantwortlichen wie Hohn vorkommen: In einem Brief an die Bundesvorsitzende, Wiltrud Rösch-Metzler (Foto oben, li.), schreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, pax christi werde „auch weiterhin als wichtige Stimme in der kirchlichen Debatte über den Frieden geschätzt“. Und die Arbeit für den Frieden heften sich die deutschen Bischöfe auch regelmäßig dezidiert an die Fahne. Umso bitterer, dass dem Fachverband nun der Boden für seine Existenz entzogen werden könnte. „Die Streichung der Mittel gefährdet die Existenz unserer Organisation“, sagt Rösch-Metzler gegenüber dem Neuen Ruhr-Wort. „Wir müssten dann zum Beispiel unsere Informations- und Öffentlichkeitsarbeit einschränken, die wir auf ehrenamtlicher Basis allein nicht bewältigen können.
Dabei ist es gerade in der jetzigen Zeit wichtig, dass bei pax christi weiterhin seriöse Informationen und Einschätzungen zu Friedensfragen abrufbar sind.“ Konkret gefährdet sei die „einzig verbliebene inhaltliche Stelle der pax christi-Sektion, nämlich die unserer hauptamtlichen Generalsekretärin“, so Rösch-Metzler in der offiziellen Stellungnahme der Organisation. Bereits in den vergangenen rund 17 Jahren sind die Mittel des VDD sukzessive gekürzt worden – um insgesamt 35 Prozent. „Das Sekretariat mit einer inhaltlichen Stelle und zwei halben Stellen für Finanzen und Verwaltung kann nicht weiter reduziert werden“, bekräftigt Rösch-Metzler gegenüber dem Neuen Ruhr-Wort. „Vor der letzten Sparrunde vor einigen Jahren haben dort noch fünf Personen gearbeitet.“
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80 Prozent seiner Mittel bringt pax christi ohnehin aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden auf, doch die Organisation ist am Limit. Ein Grund: Immer weniger Menschen binden sich heute mit einer Mitgliedschaft an eine Organisation. Und viele, die es gerne tun würden, können es sich schlicht nicht mehr leisten. Die Bischöfe haben pax christi ans Herz gelegt, sich nach alternativen Finanzquellen umzusehen. Auch wenn pax christi die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hat und bewusst vor der VDD-Vollversammlung am 23. und 24. Januar an die Öffentlichkeit gegangen ist, sagt Rösch-Metzler auch: „Uns wurde vom VDD und der DBK unmissverständlich gesagt, dass die Streichung vollzogen wird. Da können wir nicht ruhig abwarten, was wohl passiert. Als Vorstand tragen wir Verantwortung für den Verband. Wir prüfen derzeit, was möglich ist.
Doch die Suche nach alternativen Finanzquellen gestaltet sich sehr schwierig, da wir institutionelle Förderung benötigen.“ Der Fuldaer Bischof und pax-christi-Präsident Heinz Josef Algermissen hat bei Marx gegen die VDD-Entscheidung protestiert. pax christi hofft zudem auf weitere Unterstützer. Was denkt Rosch-Metzler mit Blick auf die aktuelle Weltlage über den Vorgang? „Dann denke ich, eigentlich müsste der VDD-Zuschuss an pax christi dringend erhöht werden“, sagt sie. „Und vermutlich gibt es auch viele in der Kirche, die das unterstützen würden. Die Krisen und Konflikte in der Welt bedürfen einer Analyse und einer Antwort. Wir suchen nach gewaltfreien Wegen, wenn wir uns mit Rüstungsexport, Völkerrechts- und Menschenrechtsverletzungen, Auslandseinsätzen der Bundeswehr, Atomwaffen, automatisierter Kriegsführung oder Gewalt in Religionen auseinandersetzen und daraus Forderungen und Aktionen entwickeln.“ Sie wünsche sich, dass die Bischöfe die Streichung zurücknehmen, so Rösch-Metzler. „Dann wünsche ich mir Solidarität. Ich hoffe, dass Menschen, die die Arbeit von pax christi schätzen, jetzt Mitglied werden.“ Denn: „pax christi ist Teil einer lebendigen Demokratie, in der Friedensfragen diskutiert werden.“