Castillo neuer Erzbischof in Lima

Das Erzbistum Lima hat einen neuen Erzbischof – den 69-jährigen Theologieprofessor Carlos Castillo. Im Beisein von Erzbischof Stephan Burger und Weihbischof Peter Birkhofer aus dem deutschen Partnerbistum Freiburg wurde Castillo am Samstag in Lima zum Bischof geweiht. Er tritt die Nachfolge von Kardinal Juan Luis Cipriani Thorne (75) an, der die peruanische Hauptstadtdiözese seit 1999 leitete.

Bevor der neue Erzbischof Castillo Priester wurde, studierte er Soziologie und unterrichtete für fünf Jahre in der Bergbaustadt Cerro de Pasco. Schon damals war er in der Jugendbewegung um den Befreiungstheologen Gustavo Gutierrez (90) aktiv. 1984 wurde er zum Priester geweiht und 1987 mit einer Arbeit über den Dominikanerbischof Bartolome de las Casas promoviert. Anschließend arbeitete er als Theologieprofessor an der Katholischen Universität Perus, wo er mitten in die Auseinandersetzungen zwischen seinem konservativen Vorgänger als Erzbischof, Kardinal Cipriani, und der Universität geriet.

Burger wünschte dem neuen Erzbischof und seiner Diözese, Castillos Wirken möge „im Dienste Gottes für die Menschen Limas segensreich sein und vor allem Wege der Verständigung eröffnen“. In seinem Grußwort sagte der Erzbischof weiter: „Ihre langjährige bisherige Tätigkeit zeigt auf, dass Ihnen die Jugend am Herzen liegt. Diese Zuwendung hin zur Jugend ist ein wichtiger Aspekt unserer Peru-Partnerschaft, weil wir so die Verständigung zwischen den jungen Menschen fördern.“

So sei es eine der wichtigsten Aufgaben der Partnerschaft zwischen der Kirche von Peru und dem Erzbistum Freiburg, „die Neugier von jungen Menschen zu bekräftigen und vorurteilsfreie Möglichkeiten der Begegnung zu ermöglichen“. Burger betonte weiter, er hoffe, „dass wir gemeinsam die Kontakte zwischen den beiden Erzdiözesen Freiburg und Lima intensivieren können“, und lud Castillo zum Besuch der Partnerdiözese nach Deutschland ein. Bereits vor seiner Weihe hatte sich der neue Erzbischof in der Deutschen Gemeinde in Lima über die Peru-Partnerschaft informiert.

kna

Radikaler Wechsel im Erzbistum Lima

Carlos Castillo: Aus der „Gefriertruhe“ auf den Bischofsstuhl

Papst Franziskus hat den Theologieprofessor Carlos Castillo zum Erzbischof von Lima ernannt. Nach der Amtszeit von Juan Luis Cipriani könnten nun alte Grabenkämpfe um die „Theologie der Befreiung“ in Peru zu Ende gehen.

Der Bischofssitz in Lima. (Foto: © Maria Luisa Lopez Estivill | Dreamstime.com)

„Vielleicht werde ich ja Weihbischof“, habe er gedacht, als man ihn zum ersten Mal gefragt habe, erzählt Pfarrer Carlos Castillo. Dass es dann gleich das Amt des Erzbischofs von Lima sein würde, hat nicht nur den 69-jährigen Theologieprofessor und Diözesanpriester überrascht. Am Samstag nun erhielt er in der Kathedrale von Lima die Bischofsweihe. Den Sprung vom einfachen Priester zum Hauptstadt-Erzbischof schaffen nicht viele.

Schon gar nicht jemand, der – so sein künftiger Kollege in Perus Bischofskonferenz, Bischof Reinhold Nann – „die vergangenen 20 Jahre nicht nur im Kühlschrank, sondern in der Gefriertruhe seiner Diözese verbracht hat“. Dorthin gesteckt hatte ihn sein Vorgänger, Kardinal Juan Luis Cipriani, seit 1999 Erzbischof von Lima. Dessen Rücktrittsgesuch mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren nahm Papst Franziskus Ende Januar binnen vier Wochen an – eine ungewöhnlich kurze Frist.

Der streitbare wie konservative Cipriani gehört dem Opus Dei an und mischte sich oft medienwirksam in die peruanische Politik ein, etwa beim Lebensschutz oder der sogenannten Gender-Ideologie. Er sei nicht lau gewesen, habe immer die Wahrheit gegen Relativismus verteidigt, resümierte der scheidende Erzbischof bei der gemeinsamen Pressekonferenz – und beschwor dann die Kontinuität zu seinem Nachfolger, der freilich gegensätzlicher kaum sein könnte.

Bevor der neue Erzbischof Castillo Priester wurde, studierte er Soziologie und unterrichtete für fünf Jahre in Perus wüstester Bergbaustadt, Cerro de Pasco. Schon damals war er in der Jugendbewegung um den Vater der Befreiungstheologie, Gustavo Gutierrez (90), aktiv. Als er dann ins Priesterseminar eintrat, schickten ihn seine Oberen gleich zum Studium nach Rom.

1984 zum Priester geweiht und 1987 mit einer Arbeit über den Dominikanerbischof Bartolome de las Casas promoviert, schien er für eine Kirchenkarriere prädestiniert. Doch sein Engagement in der Jugendpastoral nahm ein jähes Ende, als Cipriani sein Vorgesetzter wurde. Castillo zog sich auf seine Arbeit in einigen Randpfarreien Limas sowie auf seine Theologieprofessur an der Katholischen Universität Perus zurück. Doch dort geriet er mitten in die Auseinandersetzung zwischen Kardinal Cipriani und der Universität.

„Dass Carlos Castillo nun Erzbischof von Lima wird, ist auch eine Genugtuung für all die Theologieprofessoren unserer Universität, die von Kardinal Cipriani so schlecht behandelt worden sind“, meint Rektor Efraim Gonzalez de Olarte. Im Machtkampf um die Statuten und die Besitztümer der Universität entzog Cipriani den Theologiedozenten seiner Diözese die Lehrerlaubnis. Auch Castillo fiel unter das Verdikt.

Obwohl der Streit unter Papst Franziskus und ohne Cipriani 2016 gütlich beigelegt wurde, ist bis heute eine Zivilklage des Erzbistums um die Besitztümer der Uni anhängig. „Wir hoffen, dass der neue Erzbischof diesen Prozess nun einstellt“, so Gonzalez de Olarte. Vor allem aber freut er sich, dass mit Castillo ein „Priester der Armen“ das Amt des Erzbischofs bekleidet.

Unter Papst Johannes Paul II. (1978-2005) wurden in Peru zahlreiche Vertreter konservativer Gruppierungen und Gegner der Befreiungstheologie zu Bischöfen geweiht. Franziskus brachte in den vergangenen Jahren wieder Vertreter einer sozial engagierten Pastoral ins Amt. Einer von ihnen ist Reinhold Nann (58). Seit 2017 ist der gebürtige Deutsche Bischof der Prälatur Caraveli.

Castillos Ernennung dürfte die Position der konservativen Gruppierungen in der Peruanischen Bischofskonferenz weiter schwächen. 8 von 46 peruanischen Bischöfen gehören dem Opus Dei oder einer anderen dezidiert konservativen Bewegung an. Vor einigen Jahren waren es noch erheblich mehr – auch wenn es für Cipriani nie langte, um zum Vorsitzenden der Konferenz gewählt zu werden.

Neben dem Einsatz für die Armen dürfte Papst Franziskus, dem die Bewahrung der Umwelt besonders am Herzen liegt, das Verkehrskonzept seines neuen Erzbischofs in Lima gefallen: „Man sagt, dass man ihn auch Fahrrad fahrend in der Stadt antreffen kann“, schmunzelt Bischof Nann.

Von Hildegard Willer (KNA)