Weiterer Missbrauchsfall im Bistum Osnabrück bekanntgeworden

Im Bistum Osnabrück ist ein weiterer Missbrauchsfall öffentlich geworden. Er soll sich in den frühen 60er Jahren in einem bischöflichen Knabenkonvikt im emsländischen Meppen zugetragen haben, wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Freitag) berichtet. Ein Mann hatte sich demnach an die Zeitung gewandt und Vorwürfe gegen einen inzwischen verstorbenen Geistlichen erhoben. Nach Aussagen des mutmaßlichen Opfers verging sich der damalige Leiter des Meppener Internats mehr als ein Jahr regelmäßig an ihm.

Bischof Franz-Josef Bode (Foto: Bistum Osnabrück)

Die Anschuldigungen sind dem Bistum Osnabrück bekannt, wie Bistumssprecher Hermann Haarmann bestätigte. Der 2012 verstorbene Geistliche sei einer der 35 genannten Beschuldigten, die im Zuge der Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz verzeichnet wurden. Darüber hinaus sind dem Bistum 86 von sexuellem Missbrauch durch Geistliche Betroffene bekannt. Außer diesem Mann hätten sich keine weiteren mutmaßlichen Opfer des Meppener Geistlichen beim Bistum gemeldet, so der Sprecher. Das Konvikt wurde 1975 aufgelöst.

Im Einvernehmen keine weiteren Schritte unternommen worden.

Haarmann bestätigte, dass sich 2010 der Betroffene mit einem Brief an das Bistum und Bischof Franz-Josef Bode gewandt hatte. Daraufhin habe es Gespräche auch mit dem damaligen Missbrauchsbeauftragten der Diözese, Domdechant Heinrich Silies, gegeben. Im Einvernehmen mit dem Betroffenen seien damals keine weiteren Schritte unternommen worden.

Es sei sicher aus heutiger Sicht ein Versäumnis gewesen, die Staatsanwaltschaft damals nicht über die Vorwürfe in Kenntnis gesetzt zu haben, räumte Haarmann ein. „Heute würden wir das auch gegen den Willen des mutmaßlichen Opfers tun, wenn der Beschuldigte noch lebt.“

Der damalige Leiter des Internats war im Anschuss von 1968 bis 1980 Priester in Hagen am Teutoburger Wald. Bis 1995 war er im emsländischen Osterbrock als Geistlicher tätig.

kna