„Wir sind Kirche“ lobt neue Normen des Papstes zu Missbrauch

Die Initiative „Wir sind Kirche“ lobt die neuen Normen von Papst Franziskus zum innerkirchlichen Vorgehen bei Fällen von sexuellem Missbrauch. „Was der Papst nun zum Umgang mit Missbrauch in der Kirche verkündet hat, ist plausibel, konkret und notwendig“, sagte Sprecher Christian Weisner der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag). Kritik übte unterdessen das internationale Netzwerk von Missbrauchsopfern „Ending Clergy Abuse“ (ECA).

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Weisner betonte, derartige Regeln zum Umgang mit Missbrauch seien lange überfällig gewesen: „Wenn das Schreiben direkt am Ende des Anti-Missbrauchsgipfels im Februar veröffentlicht worden wäre, wäre der Erfolg des Gipfels sofort sichtbar geworden.“

Mit strengeren Kirchenrechtsnormen will Papst Franziskus den Kampf gegen sexuellen Missbrauch durch Geistliche verschärfen. Das am Donnerstag veröffentlichte Gesetz sieht neue Verfahrensweisen für die Strafanzeige vor und führt eine weltweite Anzeigepflicht ein.

Erstmals gibt es zudem Regeln für die Untersuchung gegen Bischöfe, die Ermittlungen vertuscht oder verschleppt haben. Das Gesetz verpflichtet die kirchlichen Stellen außerdem, die staatlichen Strafermittler in ihrer Arbeit zu unterstützen.

Für die Deutsche Bischofskonferenz begrüßte deren Missbrauchsbeauftragter Stephan Ackermann die neuen Regelungen. Unter anderem lobte der Trierer Bischof, dass die neuen Normen weiter gingen als bisherige Straftatbestände des kirchlichen Rechts – sowohl bei den Beschuldigten als auch beim Blick auf die Opfer.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, sprach auf Anfrage von einer weiteren wichtigen Maßnahme zur Bekämpfung von sexueller Gewalt sowie von Leugnung und Vertuschung. Für die Weltkirche gebe es nun „begrüßenswerte Standards“.

Zugleich äußerte er Verständnis dafür, dass es nicht automatisch eine Meldepflicht an staatliche Behörden gebe. Die Leitlinien gälten für die Weltkirche, gab Rörig zu bedenken. Und nicht in allen Ländern der Welt gebe es rechtsstaatliche Standards. Er betonte, dass die Regelungen des Papstes die Meldepflichten, die etwa die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz vorsähen, nicht aushebelten.

Dem Opferverband „Eckiger Tisch“ gehen die Regeln nicht weit genug. Sprecher Matthias Katsch bezeichnete im Radioprogramm SWR Aktuell das neue Gesetz zwar als guten Schritt. Es fehle aber die verbindliche Vorgabe, dass Fälle sexuellen Missbrauchs an Behörden gemeldet werden müssten.

Das internationale Netzwerk von Missbrauchsopfern „Ending Clergy Abuse“ (ECA) kritisiert die neuen Normen von Papst Franziskus zum innerkirchlichen Vorgehen bei Fällen von sexuellem Missbrauch. Das neue Gesetz bringe „offenbar keine wesentlichen oder bedeutenden Änderungen“ und immer noch zu wenige Konsequenzen für Bischöfe, die Missbrauch vertuschen, heißt es in einer am Donnerstagabend veröffentlichten Erklärung.

Konkret bemängelt der Verband drei Punkte: Es gebe erstens weiterhin keine Meldepflicht für sexuellen Missbrauch durch Priester und Bischöfe gegenüber den Zivilbehörden. Zweitens bleibe der Prozess der Meldung, Untersuchung und Feststellung eines Falls weiter geheim und unter vollständiger Kontrolle des Ortsbischofs. Und drittens fehle immer noch ein echtes „Null-Toleranz-Gesetz“ gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche. Dieses müsse eindeutig festlegen, dass jeder Priester, der zu irgendeinem Zeitpunkt auch nur einen sexuellen Missbrauch begangen habe, für immer vom Priesteramt ausgeschlossen werde.

kna