Im Mittelschiff der Kathedrale im südenglischen Rochester ist seit dem Wochenende eine kleine Minigolfanlage geöffnet – und sorgt für Zwist. Laut britischen Medienberichten (Dienstag) soll die Neun-Loch-Anlage, die für einen Monat installiert ist, vor allem jüngere Menschen in das Gotteshaus locken. Bei dem Parcours, der mit vielen kleinen Modellbrücken konstruiert ist, soll es der Internetseite der Kathedrale zufolge darum gehen, junge Menschen „zu inspirieren“. Man hoffe, dass „Besucher während des Spielens über die Brücken nachdenken, die es in ihrem eigenen Leben und der heutigen Welt zu bauen gilt“.
Die Aktion ist Teil einer Initiative, die auch vom Erzbischof von Canterbury Justin Welby gestützt wird und nach „fantasievollen Ideen“ sucht, um mehr Menschen für Kirchenbesuche zu begeistern. Welby hatte 2018 angekündigt, Kirchen und Kathedralen sollten künftig stärker zu „Orten für Feiern, Freude und für gute Nachrichten“ werden. Er wünsche sich, dass die Menschen dort „Spaß haben“, so der Primas der anglikanischen Staatskirche.
Der Minigolfplatz hat bereits zahlreiche Kritiker auf den Plan gerufen. Der frühere Bischof Gavin Ashenden etwa, der von 2008 bis 2017 Kaplan der englischen Königin Elizabeth II. war, sprach in der BBC von einem „schweren Fehler“, der vermutlich aus Verzweiflung begangen worden sei. Offenbar gebe es die „Vorstellung, dass Menschen so trivial sind, dass sie mit einem Golfplatz zur Suche nach Gott geleitet werden könnten“. Auch in den Sozialen Netzwerken kritisierten in den vergangenen Tagen zahlreiche Nutzer das Projekt.
Die Kathedrale von Rochester geht auf das Jahr 604 zurück und ist damit die zweitälteste Bischofskirche Englands nach der in Canterbury. Die Normannen begannen 1083 mit einem Neubau. Bkna