Theologe: Umgang mit Essen hat fast religiöse Züge angenommen

Aus Sicht des Theologen Kai Funkschmidt hat der Umgang mit Essen heute fast schon religiöse Züge angenommen. Dabei würden manchmal Dinge versprochen und sinnstiftende Bezüge hergestellt, die eigentlich der Religion vorbehalten seien, sagte er am Sonntag im Deutschlandfunk: „Was ich esse, bestimmt ganz stark, wie ich mich wahrnehme.“

(Symbolfoto: pixabay)

Von manchen Essenslehren, zum Beispiel Veganismus, werde sogar behauptet, sie könnten Krankheiten wie Krebs heilen, so der evangelische Theologe. Dazu gehöre auch die Vorstellung, man könne durch eine bestimmte Ernährung die großen Probleme der Welt lösen und zum Beispiel das Klima retten, Hunger abschaffen oder Kriege verhindern.

Umgekehrt seien bestimmte Essenslehren aber auch mit apokalyptischen Ängsten verbunden: „Wenn wir uns nicht in dieser Weise verhalten, dann passiert die große Katastrophe. Hungerkatastrophe, Klimakatastrophe, Kriege um Nahrungsmittel und Wasser brechen aus, und dann geht alles zu Ende.“

Das Versprechen, dies durch eigenes Wohlverhalten abwenden zu können, habe wiederum einen religiösen Bezug. Dieser gehe zum Teil sogar so weit, dass etwa in der veganen Szene darüber spekuliert werde, dass veganes Essen, weil es gesund sei, Alterungsprozesse nicht nur aufhalten, sondern sogar umkehren könne.

Funkschmidt sieht Essen als „Ersatzreligion“ oder „Scheinreligion“, denn die in der Religion enthaltenen transzendentalen Züge fehlten in der Regel. Allenfalls die „Spaßreligion“ rund um das fliegende Spaghetti-Monster habe eine Art „Essens-Gott“ erfunden.

So lange Essen Gemeinschaft stifte und eine bessere Ernährung Umwelt, Klima und Tiere schütze und zudem gesünder für den Menschen sei, sei aus christlicher Sicht nichts dagegen einzuwenden, ergänzte der Theologe. Problematisch allerdings werde das Essen als „Scheinreligion“, wenn überzogene Versprechungen gemacht würden, die nicht zu halten seien, oder wenn bestimmte Essenslehren anderen aufgezwungen werden sollten.