Der SPD-Politiker und Ex-Entwicklungsminister Erhard Eppler ist tot. Eppler starb am Samstag im Alter von 92 Jahren in seiner Wahlheimat Schwäbisch Hall, wie die Partei mitteilte. Vertreter aus Politik und Kirche würdigten Eppler als „Ausnahmeerscheinung“ und „großen Protestanten“.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte der Witwe Epplers und schrieb, dass dieser „über den Tag hinaus“ denken konnte. „Er verfügte über ein hohes Verständnis von politischer Moral, das sich aus seinem christlichen Glauben speiste und stets Richtschnur seines Handelns war.“ Er habe zur guten politischen Kultur beigetragen. „Er war ein großer Denker und wunderbarer Lehrer.“
Eppler habe die SPD tief geprägt, betonte die kommissarische Parteivorsitzende Malu Dreyer in Berlin. „Für die Friedensbewegung der 1980er Jahre war Erhard Eppler eine Ikone. Als führender Kopf der Friedensbewegung engagierte er sich bis zu seinem Tod leidenschaftlich für Abrüstung, Aussöhnung und Annäherung.“ Er habe sich auch für Europa stark gemacht. Für sein Wirken sei er über Parteigrenzen hinweg geschätzt worden.
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) nannte Eppler einen „großen Vordenker deutscher Entwicklungspolitik“. Er beziehe sich heute noch auf seine Vorschläge eines gerechten Interessenausgleiches zwischen Nord und Süd und Arm und Reich, erklärte Müller.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, Eppler habe die Ökologie als „notwendiges Themenfeld“ in die Politik eingeführt. „Erhard Eppler war ein Mensch und Politiker, der klar in seiner Haltung war, mit präzisen Gedanken und fesselnd in der Rede, bisweilen im besten Sinne unbequem, jedoch immer auch um Ausgleich und Zusammenhalt bemüht. Einen solchen Menschen zu verlieren, zumal in Zeiten, in denen Zuspitzungen und Verletzungen immer mehr in die politische Auseinandersetzung einziehen, tut weh.“
Der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, würdigte Eppler als „großen Protestanten“. Er habe „aus seinem christlichen Glauben heraus Verantwortung übernommen – auch dann, wenn es unpopulär und seiner Parteikarriere nicht förderlich war“, erklärte July in Stuttgart.
Der SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende in Baden-Württemberg, Andreas Stoch, erklärte: „Er war eine herausragende Persönlichkeit der Sozialdemokratie, im Bund und in Baden-Württemberg, dessen Wertefundament und Prinzipientreue für uns wegweisend bleiben werden.“ Eppler habe die deutsche Nachkriegsgeschichte wesentlich mitgeprägt. Er sei „tief verwurzelt im christlichen Glauben“ gewesen.
Der gebürtige Ulmer war Mitglied des Parteivorstands und des Parteipräsidiums und leitete von 1975 bis 1991 die Grundwertekommission der SPD. Ab 1968 war Eppler Entwicklungsminister; einen Schwerpunkt legte er auf das Thema Umweltschutz. Aus Protest gegen Budgetkürzungen legte er 1974 dieses Amt nieder.
Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre unterstützte Eppler die Proteste gegen den von dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (ebenfalls SPD) initiierten Nato-Doppelbeschluss. Von 1973 bis 1981 war Eppler Landesvorsitzender in Baden-Württemberg. Nach seinem Rückzug von politischen Ämtern widmete er sich verstärkt der Ökologie- und Friedensbewegung. Eppler war zwei Mal Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags.