Bischöfe mahnen an Gründonnerstag zu mehr Mitmenschlichkeit

Katholische Bischöfe haben an Gründonnerstag zu mehr Menschlichkeit gemahnt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, zeigte sich dankbar über das „Ausmaß an gelebter Solidarität“ in der Corona-Krise. „Wir verzichten auf einen Großteil unserer Freiheitsrechte, nicht zuletzt auf das Grundrecht einer freien Religionsausübung“, sagte er in der nicht-öffentlichen Eucharistiefeier zum Gründonnerstag im Limburger Dom laut Predigtmanuskript.

Georg Bätzing (Foto: Bistum Limburg)

Zugleich übernehme die Gesellschaft solidarisch die Folgen der sozialen Abschottung. „Wir tun das, um Leben zu retten und vor allem die Schwachen und Verwundbaren zu schützen“, so Bätzing. „Ehrlich gesagt hätte ich mir noch vor wenigen Wochen nicht träumen lassen, dass so etwas möglich ist; und dass die übergroße Mehrzahl der Bevölkerung dem innerlich zustimmt.“

Brot für andere sein

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki rief die Gläubigen dazu auf, selbst zum Brot für andere zu werden, indem sie Hass, Ungerechtigkeit, Leid, Einsamkeit und Not die Liebe entgegensetzen. Außerdem sei die Eucharistie grundlegend für den Glauben, weil sich Jesus den Menschen leibhaft zur Speise reiche und damit an seiner Liebe teilhaben lasse.

Neues Ruhr-Wort 15/20

Der derzeitige Verzicht auf öffentliche Gottesdienste und den Kommunionsempfang kann ihm zufolge die Sehnsucht danach wachsen lassen. Das sei ähnlich wie bei der Liebe zu einem Menschen, die besonders dann von Neuem zu spüren sei, wenn man diesen plötzlich vermisse, sagte der Erzbischof beim online übertragenen Gründonnerstag-Gottesdienst aus dem Kölner Dom.

Am Gründonnerstag, dem Donnerstag vor Ostern, erinnert die Kirche an das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern und damit an die Einsetzung der Eucharistie. Nach katholischem Verständnis wird durch eine Wandlung Jesus selbst in den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig.

Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe und Dienstbereitschaft

Magdeburgs Bischof Gerhard Feige rief mit Blick auf die Corona-Krise zu verstärkter Solidarität auf. „Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe und Dienstbereitschaft gehören genauso zu uns Christen wie der Gottesdienst, und wenn eine Gemeinde dies vergäße, wäre sie eine Karikatur“, sagte Feige. „Wieviel Zeit, Kraft und Fantasie investieren wir doch immer wieder in die Gestaltung unserer Gottesdienste, damit sie festlich und ansprechend sind. Könnte der abrupte Ausfall der öffentlichen Liturgien in diesen Tagen uns nicht vielleicht auch dazu anregen, uns noch mehr denen zuzuwenden, die in den unterschiedlichsten Nöten sind?“

Nach Einschätzung des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf kann die Corona-Krise zu einer „geistlichen Erneuerung“ der Gesellschaft führen. Verändern könnte sich „die Aufmerksamkeit füreinander, vielleicht das Bewusstsein für die Zerbrechlichkeit der Welt und dafür, dass Glück nicht zu machen und nicht zu kaufen ist“, sagte Kohlgraf. Vielleicht erwache eine „neue Kultur der Sehnsucht“ auch in der Kirche, und das Bewusstsein dafür, „dass Glaube nicht allein in Routinen besteht“.

kna