222 Kinder- und Jugendbuchautoren kritisieren in einem Offenen Brief die Entscheidung des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz, in diesem Jahr keinen Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis zu verleihen.
Bonn – 222 Kinder- und Jugendbuchautoren kritisieren in einem Offenen Brief die Entscheidung des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz, in diesem Jahr keinen Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis zu verleihen. Zugleich fordern sie die Bischöfe auf, ihre Entscheidung „noch einmal zu überdenken und der Empfehlung der Jury zu folgen“.
Zu den Unterzeichnern des Briefs, über den am Dienstag zunächst das Portal katholisch.de berichtete, gehören bekannte Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Kirsten Boie, Paul Maar und Nora Gomringer, außerdem frühere Preisträgerinnen wie Jutta Bauer (2002) und Tamara Bach (2013). Auch der Arbeitskreis für Jugendliteratur und die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen kritisierten die Entscheidung als einen „Akt der Bevormundung“.
Anfang Mai hatte sich die Bischofskonferenz zu den Gründen geäußert, warum in diesem Jahr kein Preisbuch gekürt wird: „Der Ständige Rat war der Auffassung, dass das vorgeschlagene Preisbuch nicht den Kriterien der Statuten des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises entspricht“, sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Weiter erklärte Kopp: „Wir können keinen Eklat erkennen.“ Das sei ein normaler Vorgang: „Vor einigen Jahren hat es schon einmal kein Preisbuch gegeben.“ Im vergangenen Jahr war zudem wegen der Corona-Pandemie die Verleihung des Kinder- und Jugendbuchpreises verschoben worden.
Laut einem Bericht des Kölner „Stadt-Anzeigers“ war der Favorit der zehnköpfigen Jury unter Vorsitz des Trierer Weihbischofs Robert Brahm „Papierklavier“ von Elisabeth Steinkellner. In dem fiktionalen Tagebuch einer 16-Jährigen geht es unter anderem um das Thema Transsexualität. Einige Bischöfe, die am Ende bei ihrer turnusmäßigen Sitzung im sogenannten Ständigen Rat über die Prämierung befinden, hätten sich jedoch dem Votum nicht angeschlossen.
Dass die Bischofskonferenz das Buch wegen der Transgender-Thematik abgelehnt habe, sei aber „schlicht falsch“, zitierte das Fachmagazin „Börsenblatt“ in der vergangenen Woche Bischofskonferenz-Sprecher Kopp – und weiter: „Die Ablehnung des Preisbuches bezieht sich in keiner Weise auf die Autorin.“
In dem Offenen Brief heißt es nun unter anderem, die Entscheidung sei nicht nachvollziehbar. Das Buch sei immerhin von einer „Expert*innenjury“ nominiert wurden, die mit den Statuten des Preises bestens vertraut sei und „deren Expertise, auch im theologischen Sinne, wesentlich dazu beigetragen hat, den Preis zu einer hochkarätigen Auszeichnung im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur zu machen“.
Die Ablehnung der Jury-Entscheidung verweise auf fehlendes Vertrauen „in jene Vertreter*innen kirchlicher Institutionen, die mit jungen Menschen arbeiten, ihre Lebenswelten und -realitäten, ihre Sorgen und Hoffnungen kennen.“ Daher solle der Ständige Rat der Bischofskonferenz seine Ablehnung überdenken, denn diese stelle „die Glaubwürdigkeit dieses Preises zukünftig in Frage und beschädigt auch das Ansehen der ihn stiftenden Institution nachhaltig