Böhmer: Unesco-Tagung zum Welterbe ist wichtiger denn je

Bonn – Vor der Sitzung des Unesco-Welterbekomitees betont die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission (DUK), Maria Böhmer, die Bedeutung der Welterbestätten. An ihnen zeigten sich nicht nur die menschliche Geschichte und die Vielfalt der Natur, sagte Böhmer am Donnerstag in Bonn. „Sie sind auch Ankerpunkte für ein Miteinander und Solidarität in Krisenzeiten.“

Prof. Dr. Maria Böhmer. Foto: Deutsche UNESCO-Kommission/Danetzki

Ab Freitag ergründe das Komitee, wie es angesichts der Corona-Pandemie um die Welterbestätten stehe. Dies sei „wichtiger denn je“, betonte die frühere Staatsministerin. Auch stehe die Frage an, wie die Welterbestätten zur Nachhaltigkeit beitragen könnten. „Die Folgen einer nicht-nachhaltigen Entwicklung sind weltweit an vielen Unesco-Welterbestätten spürbar“, sagte Böhmer. Insbesondere die Klimakrise sei für einige Stätten zu einer existenziellen Bedrohung geworden. Als weitere Herausforderungen nannte sie den Massentourismus und bewaffnete Konflikte.

Fünf deutsche Nominierungen

Auf der Online-Tagung wird über fünf deutsche Nominierungen für die Welterbeliste beraten. Zusammen mit Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich und Tschechien hat die Bundesrepublik einen Antrag zur Aufnahme bedeutender Kurstädte Europas in die Welterbeliste erarbeitet. Ebenfalls grenzüberschreitend sind die Anträge zum westlichen Teil des Donau-Limes (mit Österreich, der Slowakei und Ungarn) sowie des Niedergermanischen Limes (mit den Niederlanden), die die Grenzen des Römischen Reiches in Germanien markierten.

Außerdem entscheidet das Welterbekomitee über die Aufnahme des architektonischen Ensembles aus Gebäuden, Gärten, Innenarchitektur und Design der Mathildenhöhe in Darmstadt und des Verbundes der jüdischen Gemeinden der oberrheinischen Städte Speyer, Worms und Mainz im Mittelalter. Weltweit sind mehr als 40 neue Stätten nominiert.

Deutschland verzeichnet 46 Welterbestätten

Das Welterbekomitee wird zudem den Erhaltungszustand von 258 Welterbestätten prüfen, insbesondere der 53 Stätten, die zurzeit auf der Liste des gefährdeten Welterbes verzeichnet sind. Weitere Stätten könnten auf diese Liste gesetzt werden, darunter das Great Barrier Reef in Australien oder Venedig und seine Lagune. Das Komitee befasst sich zudem mit der Frage, ob Liverpool und das Wildreservat Selous in Tansania von der Welterbeliste gestrichen werden. Auf der Liste des Unesco-Welterbes stehen derzeit 1.121 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. Deutschland verzeichnet 46 Welterbestätten.

kna