Was ist bei der Wahl der Berufsunfähigkeitsversicherung zu beachten?

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Gerade junge Arbeitnehmer können sich kaum vorstellen, ihren Beruf aus gesundheitlichen Gründen aufgeben zu müssen. Dabei zeigt ein Blick in die Statistik, dass jeder vierte deutsche Beschäftigte vor dem Renteneintritt berufsunfähig wird. Für Personen ab dem Jahrgang 1961 bleibt dann nur eine Erwerbsminderungsrente, die eine finanzielle Lücke hinterlässt. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung schafft Abhilfe. Die Gesellschaften bieten sie als eigenständige Police und als Kombinationsprodukt zusammen mit einer Risikolebens-, Renten- oder Kapitallebensversicherung an.

Ermitteln Sie Ihren Finanzbedarf

Eine BU-Rente in der richtigen Höhe setzt beim aktuellen Haushaltseinkommen an. Wenn Sie wissen, wieviel Geld Sie für ihren heutigen Lebensstandard benötigen, können Sie die Versorgungslücke berechnen. Betrachten Sie daher ihre monatlichen Ausgaben und Einnahmen: Welche Auslagen fallen etwa für Miete und die Haushaltsführung an? Stehen Einnahmen, etwa aus Kapitalerträgen oder Einkünften des Ehepartners, zur Verfügung, wenn Sie nicht mehr einem Beruf nachgehen können? Mit welcher Erwerbsminderungsrente können Sie aktuell rechnen? Eine solche Kalkulation verschafft einen Überblick und liefert die Versorgungslücke. Übrigens: Auch die deutschen Verbraucherzentralen haben sich mit der Höhe der Berufsunfähigkeitsrente beschäftigt. Sie empfehlen in der Mehrzahl der Fälle eine BU-Rente in der Höhe von 80 Prozent des aktuellen Nettoeinkommens.

Schließen Sie einen Vertrag jung und in einer Ausbildungsphase ab

Viele Beschäftigte merken erst nach einigen Jahren im Arbeitsleben, dass sie schlecht gegen Berufsunfähigkeit abgesichert sind. Dann ist es zwar noch nicht zu spät für den Abschluss eines Versicherungsschutzes; nicht selten muss man aber schlechtere Konditionen in Kauf nehmen. So ist man statistisch gesehen in jungen Jahren kerngesund. Außerdem hat man als Auszubildender an einer Schule oder Hochschule meist ein geringes Risiko, eine BU-Rente zu benötigen. Beides honorieren die Versicherer und bieten eine günstige Einstufung an. Diese führt in späteren Jahren zu einer erheblichen Ersparnis.

Stehen Sie mitten im Berufsleben und benötigen eine Absicherung? Dann hängt der Monatsbeitrag entscheidend von der Tätigkeit ab. Als Architekt oder Kaufmann genießen Sie meist günstige Konditionen. Als Dachdecker oder Koch werden Sie tief in die Tasche greifen müssen. Grundsätzlich gilt: Körperliche Arbeit bewerten die Versicherer mit einem höheren Risiko als geistige Arbeit. Allerdings haben psychische Erkrankungen, die auch in Bürojobs auftreten, zugenommen.

Vergleichen Sie BU-Versicherungen vor dem Abschluss

Die Versicherer sind kreativ, wenn es darum geht, Leistungen einzuschränken. Solche Fallstricke in den Verträgen kommen den Versicherten im Schadensfall teuer zu stehen. Es lohnt sich daher Berufsunfähigkeitsversicherungen zu vergleichen und speziell nach Leistungen und Prämien zu schauen. Außerdem lohnt ein Blick ins Kleingedruckte.

  • Gute Verträge verzichten auf die abstrakte Verweisung. Dadurch kann ein Versicherer nicht eine BU-Rente mit dem Argument verweigern, dass die Fähigkeiten in einer anderen Tätigkeit genauso gut aufgehoben sind.
  • Mit der Arztanordnungsklausel erzwingen Verträge, dass für die Fortzahlung einer BU-Rente alle zumutbaren Behandlungsmöglichkeiten auszuschöpfen sind. Der Begriff der Zumutbarkeit führt oft zu Streitigkeiten, weil er in einer extremen Auslegung die Entscheidungsgewalt über Operationen und Heilbehandlungen an die Versicherungsgesellschaft überträgt.
  • Ein Arzt schätzt die voraussichtliche Dauer der Berufsunfähigkeit. Dieser so genannte Prognosezeitraum sollte bei maximal sechs Monaten liegen. Denn erst dann erhalten Sie die vereinbarte Rente. Haben Sie in einem Vertrag lediglich die dauerhafte Berufsunfähigkeit vereinbart, müssen Sie bis zu einer Zahlung drei Jahre warten.

Achten Sie auf dynamische BU-Renten

Die Inflation minimiert die Kaufkraft. Schließen Sie heute eine monatliche BU-Rente über 1.000 Euro ab, entspricht diese bei einer Inflation von 1,5 Prozent in 20 Jahren einer Kaufkraft von etwa 742 Euro. Bei 2,5 Prozent reduziert sich der Warenkorb nach heutigem Stand auf einen Gegenwert in Höhe von gut 610 Euro. Eine Steigerung der Lebenshaltungskosten gleichen Sie mit einer dynamischen Berufsunfähigkeitsversicherung aus. Solche Verträge sehen laut den BUV-Experten von Berufsunfähigkeitsversicherung.de jährliche Beitragserhöhungen ohne erneute Prüfung vor, die zu einer höheren BU-Rente führen. Sinnvoll sind ferner BU-Policen, die im Leistungsfall eine Rentendynamik auslösen.

In guten Verträgen mit einer dynamischen Berufsunfähigkeitsrente wird zudem auf elementare Veränderungen in den Lebensumständen reagiert. Dazu zählen etwa ein Karrieresprung, die Geburt eines Kindes oder ein Immobilienerwerb. Solche Ereignisse machen oft eine finanzstärkere Absicherung notwendig. Gute BU-Verträge gewähren auch in solchen Fällen dynamische Leistungssteigerungen ohne erneute Prüfung.

Ehrlich währt am längsten

Im Rahmen der Beantragung eines Versicherungsschutzes müssen Sie eine Reihe an persönlichen Angaben machen. Dazu zählen auch der aktuelle Gesundheitszustand und zurückliegende Erkrankungen. Die Gesellschaften erstellen auf der Grundlage der Angaben ein Risikoprofil. Hierbei ist wichtig, dass Sie alles korrekt und sorgfältig beantworten. Denn nur so ist bei einer Berufsunfähigkeit die vereinbarte Rente garantiert. Folgen Sie dem bekannten Sprichwort „Ehrlich währt am längsten“. Denn: Stellt die Versicherungsgesellschaft nach Beantragung einer BU-Rente wahrheitswidrige Angaben beim Vertragsschluss fest, kann sie sich leistungsfrei stellen. Als Versicherungsnehmer gehen Sie dann trotz Ihrer jahrelangen Beitragszahlung leer aus.

Übrigens: Erkrankungen müssen nicht zwangsweise ein Ausschlussgrund sein. Unabhängige Untersuchungen haben ergeben, dass die Gesellschaften dieselben Angaben unterschiedlich bewerten. So stellten unter anderem die deutschen Verbraucherzentralen bei einer Überprüfung fest, dass manche Versicherer für denselben Kunden einen Vertrag ablehnten, andere einen Zusatzbeitrag verlangten und wieder andere die Absicherung der Arbeitskraft zu den Standardkonditionen garantierten.

BU-Verträge, die sich nach ihrem Leben richten, bevorzugen

Die Absicherung der Arbeitskraft kostet nicht nur viel Geld, sie ist auch langwierig. Idealerweise besteht ein BU-Schutz bis zum Renteneintritt und damit bis zum 67. Lebensjahr, wenn Sie 1964 oder später geboren sind. Solche Verträge gewähren in allen Phasen auf dem Arbeitsmarkt einen hinreichenden Schutz. Schließen Sie hingegen einen BU-Schutz nur bis zum 60. Lebensjahr ab, entsteht eine zeitliche Lücke.

Genauso wichtig ist, dass der Versicherungsschutz weltweit besteht. Oder wissen Sie heute schon, wo Sie in zehn, zwanzig Jahren arbeiten? Der Arbeitsmarkt verlangt Flexibilität und ggf. einen Umzug ins Ausland.

Damit die Rentenzahlungen ab dem ersten Monat der Berufsunfähigkeit erfolgen, sollten Sie Verträge mit einer rückwirkenden Anerkennung wählen. Dadurch verhindern Sie Leistungsausfälle bei einer späten Diagnose. Auch rückwirkende Leistungen in einem Zeitraum von mindestens drei Jahren sollten vertraglich festgeschrieben sein. Eine späte Meldung beim Versicherer stellt dann keinen Nachteil dar.