Die Zahl an Kirchenaustritten am Amtsgericht Köln bleibt weiterhin auf hohem Niveau. Im ersten Quartal dieses Jahres erklärten 5.780 Kölnerinnen und Kölner ihren Austritt, wie das Gericht am Montag mitteilte.
Köln – Die Zahl an Kirchenaustritten am Amtsgericht Köln bleibt weiterhin auf hohem Niveau. Im ersten Quartal dieses Jahres erklärten 5.780 Kölnerinnen und Kölner ihren Austritt, wie das Gericht am Montag mitteilte. Im Vergleich zum ersten Quartal 2021 – dem Zeitraum mit den bislang höchsten Zahlen – war das ein Anstieg um 2.434 Personen oder um 73 Prozent. Das Gericht unterscheidet nicht zwischen katholischer und evangelischer Konfessionszugehörigkeit.
Im vergangenen Jahr waren am Amtsgericht so viele Menschen wie nie zuvor aus der Kirche ausgetreten – nämlich insgesamt 19.372. Das waren beinahe doppelt so viele wie im bisherigen Spitzenjahr 2019, als 10.073 Kölnerinnen und Kölner die Kirche verließen. Im ersten Corona-Jahr 2020 waren die Austrittszahlen mit 6.960 noch rückläufig. Das lag vermutlich an den beschränkten Öffnungszeiten des Gerichts während der Lockdown-Phasen. Wegen der hohen Nachfrage stockte das Amtsgericht im vergangenen Jahr immer wieder die Austrittstermine auf.
Ein Grund für den starken Anstieg dürfte die Vertrauenskrise im Erzbistum Köln sein, die sich vor allem – aber nicht ausschließlich – an der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen entzündete. Vergangenen Juni schaltete sich Papst Franziskus in die Debatten ein und ordnete eine Untersuchung der Lage an. Kardinal Rainer Maria Woelki ging anschließend in eine mehrmonatige Auszeit, die Anfang März endete. Bei seiner Rückkehr wurde bekannt, dass er dem Papst seinen Rücktritt angeboten hat. Gleichzeitig warb Woelki um einen Neuanfang und eine zweite Chance. Über das Rücktrittsgesuch muss Franziskus noch entscheiden.