Friedensforscher warnen vor nuklearer Eskalation

Führende Friedens- und Konfliktforscher haben vor einer nuklearen Eskalation im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gewarnt.

–Foto: Yvonne Blum / HSFK.

Führende Friedens- und Konfliktforscher haben vor einer nuklearen Eskalation im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gewarnt. Die Nato solle deshalb den Verzicht auf einen atomaren Erstschlag offiziell erklären, sagte der Duisburger Friedensforscher Tobias Debiel am Dienstag in Berlin. Er äußerte sich aus Anlass der Veröffentlichung des Friedensgutachtens 2022 von vier Forschungsinstituten mit dem Titel „Friedensfähig in Kriegszeiten“. Deutschland müsse sich innerhalb der Nato dafür einsetzen, die Verbreitung und den Ausbau der nuklearen Arsenale zu verhindern.

Der Ukraine-Krieg erhöhe das Risiko einer nuklearen Eskalation massiv – und das in einer Zeit, in der internationale Verträge zu nuklearen Rüstungskontrolle auslaufen, betonten die Autorinnen und Autoren des Gutachtens. Weiter erklärten sie: „Ein Atomkrieg kann nicht gewonnen werden und darf nie geführt werden.“

Der Krieg in der Ukraine ist das Schwerpunktthema des diesjährigen Berichts. Analysiert wird, warum es mitten in Europa wieder zu einem heißen Krieg kommen konnte und welche globalen Folgen es gibt. In ihrem Bericht fordern die Forscherinnen und Forscher auch, den Druck auf Russland für Verhandlungen zu erhöhen und die globalen Auswirkungen des Krieges wie etwa die drohende Ernährungskrise vor allem in den afrikanischen Entwicklungs- und Schwellenländern abzufedern.

Gleichzeitig wird in dem Gutachten betont, dass eine feministische Außenpolitik neue Lösungsperspektiven aufzeige, weil sie den Blick auf gesellschaftliche und internationale Machtungleichgewichte richte, die vielen Konflikten zu Grunde liegen.

Der Bericht weist auch darauf hin, dass ungeachtet des Kriegs in der Ukraine weltweit die Anzahl gewaltsamer Konflikte erneut gestiegen ist. Von den insgesamt 128 Konflikten, die 2020 gezählt wurden, fanden demnach 78 auf dem afrikanischen Kontinent statt.

Das Friedensgutachten wird jedes Jahr gemeinsam erstellt vom Bonn International Centre for Conflict Studies (BICC), dem Leibniz-Institut Hessische Stiftung Frieden- und Konfliktforschung (HSFK), dem Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) und dem Institut für Entwicklung und Frieden der Universität Duisburg-Essen (INEF).