Amnesty fordert Fortsetzung des Hilfskorridors in Syrien

Amnesty International hat den UN-Sicherheitsrat aufgefordert, den letzten bestehenden Hilfskorridor für Millionen Menschen im Bürgerkriegsland Syrien weiter offenzuhalten.

Amnesty International hat den UN-Sicherheitsrat aufgefordert, den letzten bestehenden Hilfskorridor für Millionen Menschen im Bürgerkriegsland Syrien weiter offenzuhalten. Mindestens vier Millionen Menschen, darunter auch Binnenvertriebene, seien von diesem Hilfskorridor abhängig, teilte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag in Berlin zur Veröffentlichung ihres neuen Berichts mit dem Titel „Unbearable living conditions: Inadequate access to economic and social rights in displacement camps in north-west Syria“ mit. Der sogenannte UN-Mechanismus für grenzüberschreitende humanitäre Hilfslieferungen nach Nordwest-Syrien läuft den Angaben zufolge am kommenden Sonntag (10. Juli) aus.

Menschen sind von internationalen Hilfslieferungen abhängig

Der Bericht zeige die schwierigen Lebensbedingungen von Binnenvertriebenen in den Lagern der Region – vor allem in der Provinz Idlib. Demnach leben derzeit etwa 1,7 Millionen Vertriebene, 58 Prozent davon Minderjährige, in Lagern in Nordwest-Syrien – ohne Aussicht auf eine dauerhafte Lösung. Die Menschen seien für ihr Überleben gänzlich von internationalen Hilfslieferungen abhängig, da die syrische Regierung ihren Zugang zu wirtschaftlichen und sozialen Rechten einschränke oder ganz verweigere.

Die meisten der Menschen sind laut Amnesty seit Jahren in Zelten untergebracht und haben kaum oder keinen Zugang zu fließendem Wasser und Sanitäreinrichtungen, was die Gefahr von Krankheiten erhöht. Die Lagerbewohnerinnen und -bewohner haben laut dem Bericht im Winter Schwierigkeiten, sich warm zu halten, ihr Zelt und ihre Habseligkeiten trocken zu halten und alltägliche Aufgaben zu verrichten wie Wasser zu holen und zur Toilette zu gehen. Darüber hinaus verbrennen sie im Winter häufig Plastik, Holz oder anderes brennbares Material in den Zelten, um sich warm zu halten, wie es weiter hieß. Seit Anfang 2022 sei es hierdurch bereits zu mindestens 68 Bränden gekommen.

Vor allem Frauen und Mädchen sind Gewalt ausgesetzt

Frauen und Mädchen seien zudem geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt, unter anderem durch Familienmitglieder, Lagerbewohner und -verwalter, unbekannte Personen sowie Angehörige von Hilfsorganisationen. Dieses Risiko werde verstärkt durch Überfüllung, mangelnde Privatsphäre, nicht eingezäunte Lager, nicht abschließbare Zelte und die Ausgrenzung von Frauen und Mädchen aus Entscheidungsprozessen.

kna