Die Welthungerhilfe warnt vor weiteren weltweiten Hungerkrisen.
Von Nicola Trenz und Birgit Wilke
Berlin – Die Welthungerhilfe warnt vor weiteren weltweiten Hungerkrisen. Die Zahl der Hungernden steige weiter, zugleich explodierten Nahrungsmittel- und Transportpreise, erklärte die Organisation am Dienstag in Berlin. Nach UN-Berichten sind derzeit bis zu 828 Millionen Menschen chronisch unterernährt.
Die Hilfsorganisation forderte mehr Mittel zur Bekämpfung des Hungers. Die Präsidentin der Welthungerhilfe, Marlehn Thieme, begrüßte zwar, dass die G7-Staaten bei ihrem vergangenen Gipfeltreffen den weltweiten Hunger thematisiert haben. „Aber: die finanziellen und politischen Zusagen reichen noch nicht aus, um den Hunger zu beseitigen“, so Thieme.
Priorität für mehr Mittel im Bundeshaushalt gefordert
Sie appellierte an die Bundesregierung, beim Haushalt für 2023 dem Kampf gegen Hunger die erforderliche Priorität zu geben und die entsprechenden Mittel bereit zu stellen. „Wir sind überzeugt, nach wie vor, dass der Hunger besiegt werden kann“, sagte die Präsidentin angesichts des 60-jährigen Jubiläums der Welthungerhilfe.
Zu den wichtigsten Hungertreibern gehören der Welthungerhilfe zufolge Kriege und Konflikte sowie die Folgen des Klimawandels und der Corona-Pandemie. Der russische Krieg gegen die Ukraine verschärfe die ohnehin dramatische Ernährungslage. Der Geschäftsführer der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, forderte die Staaten auf, keine Exportstopps für Nahrungsmittel zu verhängen. Thieme sprach sich unterdessen für eine grundlegende Veränderung des weltweiten Ernährungssystems aus.
Hilferufe kämen aus allen Projektländern, so die Präsidentin. Von Afghanistan bis Zimbabwe kämpften die Menschen mit Preissteigerungen für Brot, Getreide oder Obst um bis zu 60 Prozent. Am stärksten litten diejenigen, die ohnehin zu den Ärmsten gehörten und am wenigsten zu den Krisen beigetragen haben.
Zugespitzt habe sich die Lage insbesondere am Horn von Afrika, wo 17 Millionen Menschen nicht mehr genug zu essen hätten, so Thieme weiter. In Somalia, Kenia und Äthiopien herrsche die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Die desolate Situation von Familien in Äthiopien werde durch die Folgen des Krieges in der Provinz Tigray sowie durch Konflikte in anderen Regionen noch verschärft.
Private Spenden sind eine Ermutigung
Zugleich erklärte die Präsidentin, die Welthungerhilfe verzeichne das höchste Spendenergebnis in ihrer 60-jährigen Geschichte und habe mehr als 16 Millionen Menschen unterstützen können. Die privaten Spenden seien eine wichtige Ermutigung und ein Ansporn; dadurch habe die Organisation auf die dramatische Ernährungslage reagieren und in den Projektländern noch mehr Menschen in Not unterstützen können.
Im Jahr 2021 standen der Welthungerhilfe den Angaben zufolge 310 Millionen Euro zur Verfügung. 77,5 Millionen Euro trugen Spenderinnen und Spender dazu bei, 229,4 Millionen Euro leisteten öffentliche Geber wie die Bundesregierung oder das Welternährungsprogramm. Die restlichen Gelder stammen aus Zinsen und anderen Erträgen.