Unter großer öffentlicher Anteilnahme ist der verstorbene emeritierte Weihbischof Franz Vorrath am Samstagvormittag am Essener Dom beigesetzt worden.
Unter großer öffentlicher Anteilnahme ist der verstorbene emeritierte Weihbischof Franz Vorrath am Samstagvormittag am Essener Dom beigesetzt worden. Er war am 17. Oktober im Alter von 85 Jahren in einem Duisburger Krankenhaus gestorben. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck feierte das Requiem im vollbesetzten Essener Dom. Vorrat sei „ein Mensch der Verlässlichkeit“, gewesen „der zeigen konnte, dass, wo er präsent war, die Kirche mit ihrem freundlichen, offenen, unkomplizierten und versöhnungsfähigen Gesicht gegenwärtig gewesen ist“, sagte Overbeck. „Einherging dies mit einer stillen Aufmerksamkeit, mit der er sich auch vielen Menschen am Rande, solange seine Kräfte reichten, zugewandt hat.“
Zum Leben Vorraths gehörten gerade auch seine langen Jahre als Priester an verschiedenen Orten im Ruhrbistum. Vorrath habe „immer wieder deutlich diesen Dienst als einen Dienst der Motivation und der Stärkung anderer wahrzunehmen versucht, damit die Kultur des Glaubens und des Lebens mit der Kirche wieder neu wachsen kann“, so Overbeck, der betonte: „Die Wendezeiten unserer Jahre rufen immer wieder genau danach. Und was ist nicht in den letzten Jahrzehnten in der Übersetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils durch die Würzburger Synode und viele andere Bewegungen in der Kirche in Deutschland und in unserem Bistum geschehen, was ohne die Priestergeneration von Herrn Weihbischof Vorrath und viele, die sie mitgetragen und mitgestaltet haben, gar nicht möglich gewesen wäre?“
In seiner Predigt stellte Overbeck Vorraths bischöfliches Leitmotiv in den Mittelpunkt. Das Wort Marias an die Helfer der Hochzeit zu Kanaa sei eine Aufforderung, tatkräftig mit dem umzugehen, was der Glaube ermöglicht. „Sich in allem, was an Gutem und Segensreichem getan werden kann, aber auch an Ohnmächtigen ertragen werden muss, vom Vertrauen auf Gott und auf das Gute im Herzen der Menschen leiten zu lassen, das passt zu unserem Verstorbenen, der mit ganzem Herzen als Pfarrer und Stadtdechant, lange Jahre davon in Oberhausen, aber auch in der Jugendarbeit in Essen und anderswo tätig gewesen ist“, betonte Bischof Overbeck mit Blick auf Vorraths Leben.
Mit gleicher Leidenschaft sei Vorrath auch Weihbischof im Ruhrbistum gewesen, lange Jahre davon „mit Herzblut“ als Vorsitzender der Caritas im Bistum Essen. „Echte Caritas will den Menschen nicht als Objekt von Hilfe, sondern als Subjekt seiner Bedürfnisse und Bitte um Hilfe und Nähe“, so Overbeck über das Denken Vorraths. „Die Caritas so nicht nur im persönlichen, sondern auch im institutionellen Sinne zu begreifen, verlangt ein hohes Potenzial von achtsamer Zeitgenossenschaft und mutiger Gestaltungskraft, gemäß der Überzeugung: Im Mittelpunkt des Interesses steht um Gottes Willen der Mensch!“
Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hatte das Beileid des Papstes übermittelt: Vorrath sei stets nahe bei den Menschen gewesen, „insbesondere in seinem eifrigen und langjährigen Einsatz für die Caritas“, zitierte Overbeck zu Beginn der Messe aus dem Schreiben Parolins. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Limburger Bischof Georg Bätzing, schrieb seinem Essener Amtsbruder, dem Verstorbenen sei es stets ein großes Anliegen gewesen, in den Zusammenkünften der deutschen Bischöfe aus seiner reichen pastoralen Praxis heraus zu argumentieren: „Das hat den Beratungen gut getan“, so Bätzing.
Dagmar Nelleßen-Strauch, Leiterin des Bereichs Kirche und Gesellschaft der DBK, würdigte den Verstorbenen als liebenswürdigen und feinsinnigen Menschen, der so lange wie kein anderer, nämlich 16 Jahre lang, Mitglied der Kommission für caritative Fragen der DBK war. Unter anderem habe er sich intensiv der Frage gewidmet, in welcher Form nicht-katholische Mitarbeitende in Caritas-Einrichtungen beschäftigt werden können. „Es war das Verdienst von Weihbischof Vorrath, diese Frage in den Mittelpunkt so mancher bischöflicher Debatten getragen und für einen Kurs geworben zu haben, der die Sorgen und Nöte der Menschen in den Mittelpunkt stellt“, schrieb Nelleßen-Strauch.
Die Gläubigen, die die Totenmesse im Essener Dom mitfeierten, folgten mit Fahnen und dem mit der Krümme zum Boden getragenen Bischofsstab des verstorbenen Weihbischofs der Prozession der Angehörigen, Priester, Diakone und Messdiener auf den Kapitelsfriedhof.