Eine Sternsingergruppe aus St. Gertrud von Brabant vertritt das Bistum Essen am 5. Januar beim Empfang von Olaf Scholz im Bundeskanzleramt.

Thea, Lilly und Tale (v. l.) werden mit Mariella, die beim Fototermin erkrankt war, das Bistum Essen beim Sternsinger-Empfang im Bundeskanzleramt vertreten. Foto: Ulrike Beckmann
Bochum – Eigentlich hätte sie gerne Angela Merkel getroffen. Schließlich ist sie es, die Lilly die längste Zeit ihres Lebens mit dem Bundeskanzleramt verbunden hat. Denn wer gerade einmal 15 Jahre alt ist, hat bis auf den derzeitigen Kanzler Olaf Scholz keinen anderen Politiker in diesem Amt kennen gelernt.
Jetzt ist er es geworden, der die Wattenscheiderin mit ihren drei Mitstreiterinnen im Januar empfangen wird. Am 5. Januar vertreten Lilly (15), Tale (13), Thea (12) und Mariella (12) aus der Pfarrei St. Gertrud von Brabant das Bistum Essen beim Sternsinger-Empfang im Bundeskanzleramt. Die Watten- scheider hatten sich beim Sternsinger-Wettbewerb der 65. Aktion Dreikönigssingen beteiligt. Nachdem sie die richtige Lösung eingeschickt hatten, waren sie bei der an- schließenden Ziehung als diözesaner Gewinner ausgelost worden.
Erstmals eine große Sternsingerschar
Seit 1984 bringen die jungen Könige den Segen auch ins Bundeskanzleramt. Mit Beginn der Corona-Pandemie hatte der Empfang ein Mal ausfallen müssen. Bei der vergangenen Aktion hatte dann eine Sternsingergruppe aus Wolfsburg den Bundeskanzler mit Maske und Abstand besucht. 2023 kann Olaf Scholz erstmals eine große Sternsingerschar begrüßen. 108 Sternsingerin- nen und Sternsinger aus al- len 27 deutschen Diözesen werden aus diesem Anlass nach Berlin reisen.
Die Sternsingerinnen aus Wattenscheid freuen sich auf die Bundeshauptstadt und das Zusammenkommen mit anderen Sternsingern. Nicht zuletzt sind sie ein wenig aufgeregt, sagt Tale, selbstverständlich auch, weil sie den Bundeskanzler treffen.
Thea, Lilly und Tale (v. l.) werden mit Mariella, die beim Fototermin erkrankt war, das Bistum Essen beim Sternsinger-Empfang im Bundeskanzleramt vertreten.
Wie wird die Situation vor Ort sein? Was ist, wenn sie die Texte und Lieder nicht auswendig können?
Zurzeit werden noch neue Gewänder angefertigt, informiert Gemeindereferentin Renate Aßheuer, die die Sternsinger-Aktion in Wattenscheid leitet. Diese hätte es zwar ohnehin geben sol- len, werden jetzt aber eben- falls auf die Reise nach Berlin gehen. Ein wenig länger sind sie als die alten Gewänder. Schließlich sind die Mädchen bereits ziemlich groß. Seit mehreren Jahren engagieren sie sich schon für das Dreikö- nigssingen. Da lag es nahe, den vier Aktiven, die auch Messdienerinnen sind, die Ehre des Empfangs bei Olaf Scholz zukommen zu lassen.
Lilly und Thea waren bereits in Berlin, für Tale ist es das erste Mal dort. Am 4. Januar werden sie morgens mit dem Zug anreisen und dann etwa vier Stunden Zeit ha- ben, sich die Stadt anzusehen. Begleitet werden sie von Katja Kanthack und Andrea Huber, den Müttern von Lilly und Thea. Nach einer Nacht in einer Jugendherber- ge und dem Empfang am 5. Januar geht es direkt zurück nach Hause.
Dort steht für die Vier dann auch die Aktion in Watten- scheid auf dem Programm, die vom 5. bis 7. Januar läuft. Es ist eine Selbstverständlichkeit für sie, trotz des Besuchs in Berlin, auch daran teilzunehmen und den Segen in die Häuser und zu den Menschen zu bringen. Etwa 15 Kinder und Jugendliche beteiligen sich an der Wat- tenscheider Aktion, erklärt Renate Aßheuer.
„Ich gehe gerne von Haus zu Haus“, sagt Thea. Sie mag es, für die Menschen zu sin- gen. „Es ist toll zu sehen, wie die Leute sich freuen, wenn sie die Tür öffnen“, so die Zwölfjährige. Gerade der Besuch bei älteren Menschen und im Altenheim zeige die Freude der Menschen. „Es ist einmalig, das Leuchten in den Augen der Menschen zu sehen“, ergänzt Lilly. Ebenso beeindrucke es sie, dass viele eigens für sie Getränke und Süßigkeiten bereit stellten. Abgesehen davon, dass den Mädchen ihre Engagement Spaß macht und sie dabei in den Ferien mit Freunden und Freundinnen zusammen sind, gibt es noch einen wei- teren Grund, mitzumachen. „Man tut gleichzeitig etwas Gutes“, betont Tale.
„Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit“ heißt das Motto der 65. Aktion. Aufmerksam machen soll sie auf den Schutz von Kindern vor Gewalt. Das Beispielland ist Indonesien. Auch damit haben sich die Mädchen auseinandergesetzt. Gerne würden sie selbst einmal erleben, wie ihre Hilfe in den Ländern, die sie unterstützen, umgesetzt und angenommen wird.
Nicht umsonst ist das Dreikönigssingen die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. Rund 1,27 Milliarden Euro sammel- ten die Sternsinger seit dem Aktionsstart im Jahr 1959. Die vielen Süßigkeiten, die die jungen Könige oft erhalten, werden in Wattenscheid bis zu einer gewissen Menge untereinander aufgeteilt, der Rest wird an die lokale Tafel gespendet.
Im Anschluss an die Aktion sind sie jedes Mal stolz, auf das, was sie geleistet haben. Da sind sich Lilly, Thea und Tale einig. Das werden sie vermutlich auch nach ihrer Rückkehr aus Berlin sein, wenn ihr großes Engagement auch öffentlich und in feierlichem Rahmen gewürdigt wurde.