Erstmals seit einem Vierteljahrhundert nehmen laut Oxfam extreme Armut und extremer Reichtum zugleich zu.
Berlin/Davos – Erstmals seit einem Vierteljahrhundert nehmen laut Oxfam extreme Armut und extremer Reichtum zugleich zu. Konzerne und deren Eigentümer profitierten zudem von unterschiedlichen Krisen, heißt es im Bericht „Survival of the Richest“, den die Hilfsorganisation am Montag vorstellt. Anlass ist das Weltwirtschaftsforum, das am selben Tag im schweizerischen Davos startet.
So seien während der Corona-Pandemie, also seit dem Jahr 2020, insgesamt 26 Billionen US-Dollar an das reichste Prozent der Menschheit gefallen – und 16 Billionen US-Dollar an die restlichen 99 Prozent. Im vergangenen Jahr sei der Reichtum von Milliardärinnen und Milliardären erneut „sprunghaft angestiegen“, insbesondere durch „rasante Gewinne der Lebensmittel- und Energiekonzerne“. 95 Prozent dieser Unternehmen hätten ihre Gewinne 2022 mehr als verdoppelt, so der Bericht.
Zugleich lebten mindestens 1,7 Milliarden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Ländern, in denen die Inflation die Lohnentwicklung übersteige. Oxfam verweist auch auf Zahlen, nach denen etwa jeder zehnte Mensch hungere (rund 828 Millionen Menschen). Laut Weltbank handelt es sich um die größte Zunahme von weltweiter Ungleichheit und Armut seit dem Zweiten Weltkrieg.
Oxfam erneuerte die Forderung nach einer Vermögenssteuer. Auch müssten „exzessive Krisengewinne von Konzernen“ abgeschöpft werden: Konkret fordert die Organisation dafür eine Übergewinnsteuer von mindestens 50 Prozent für Konzerne. „Die bisherigen Planungen für eine Abgabe auf Zufallsgewinne greifen zu kurz“, heißt es. Der Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland, Manuel Schmitt, erklärte: „Konzerne und ihre superreichen Haupteigentümer*innen müssen endlich ihren fairen Beitrag zum Gemeinwohl leisten.“
60 Prozent der hungernden Weltbevölkerung sind demnach Frauen und Mädchen. Zugleich planten drei Viertel aller Regierungen, ihre Ausgaben im öffentlichen Sektor zu kürzen, also etwa im Bildungs- und Gesundheitsbereich. Dabei brauche es gerade hier Investitionen sowie eine Stärkung von Frauenrechten, so Oxfam. Auch müssten die entsprechenden Mittel in der Entwicklungszusammenarbeit erhöht werden.