Trotz gespannter Sicherheitslage haben Christen aus aller Welt in Jerusalem des Leidenswegs Jesu gedacht. Kreuzwegprozessionen zogen durch die Gassen der Altstadt, die von einem Großaufgebot der Polizei gesichert wurde.
Jerusalem – Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen haben am Freitag die traditionellen Kreuzwegprozessionen in der Jerusalemer Altstadt stattgefunden. Angesichts der gespannten Sicherheitslage hat die Polizei die Zahl der Einsatzkräfte erhöht, wie israelische Medien berichteten. In und um die Altstadt sowie in Ostjerusalem waren demnach 2.300 Beamte im Einsatz. Über der Stadt kreisten Hubschrauber.
Am Morgen zogen zunächst arabische Christen der lateinischen Pfarrei Jerusalem begleitet von Pfadfindern und Beamten der israelischen Polizei mit Gebeten, Gesängen und einem großen Holzkreuz durch die Gassen der Jerusalemer Altstadt bis zur Grabeskirche. Anschließend folgte die offizielle Karfreitagsprozession der Heiliglandfranziskaner mit Kustos Francesco Patton, der sich zahlreiche einheimische und ausländische Gläubige anschlossen. Der Kreuzweg folgt der Via Dolorosa mit den 14 Stationen des Leidenswegs Jesu von seiner Verurteilung bis zur Kreuzigung und zum Grab in der Grabeskirche.
Polizei errichtete am Karfreitag zahlreiche Barrieren
Die Polizei errichtete an zahlreichen Stellen in der Altstadt Barrieren, um die Pilgerströme zu kontrollieren. Am Mittag wurden zudem tausende muslimische Gläubige zu den Gebeten am dritten Freitag des islamischen Fastenmonats Ramadan auf dem Haram al-Scharif (Tempelberg) erwartet. Nach Auseinandersetzungen auf dem Tempelberg am frühen Freitagmorgen blieb die Lage zunächst ruhig. Am Freitagabend wird die seit Jahrhunderten von den Franziskanern gepflegte Tradition der Kreuzabnahme und Grablegung in der Grabeskirche gefeiert: Dazu wird auf dem Golgota-Hügel eine hölzerne Jesusfigur vom Kreuz abgenommen, auf dem Salbstein gesalbt und zum Grab getragen.
Aufgrund verschiedener Kalendersysteme begehen die Ostkirchen Ostersonntag in diesem Jahr erst am den 16. April. In diesem Jahr fallen die christlichen Osterfeiern und das am Mittwochabend mit dem Seder-Mahl begonnene einwöchige jüdische Pessachfest in den Ramadan, der am 23. März begonnen hat. Die Sicherheitslage in Jerusalem und im Heiligen Land ist seit Tagen angespannt. Die Spannungen hatten sich verschärft, nachdem die israelische Polizei in der Nacht zu Dienstag gewaltsam gegen eine Gruppe von Palästinensern vorgegangen war, die sich in der Al-Aksa-Moschee auf dem Jerusalemer Haram al-Scharif (Tempelberg) verbarrikadiert hatte. In den vergangenen Tagen kam es wiederholt zu Raketenbeschuss auf Israel aus dem Gazastreifen sowie aus dem Südlibanon. Israels Armee reagierte mit Angriffen auf Ziele der radikalislamischen Hamas.