Josephine Baker – Mehr als ein Glamourgirl

Eine neue Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn widmet sich  der US-amerikanischen Sängerin, Tänzerin und Revueleiterin Josephine Baker.

Josephine Baker – Mehr als ein Glamourgirl

Josephine Baker [1906 – 1975], 1940 in Paris, –Foto: Copyright: bpk

Sie war viel mehr als ein Glamourgirl – Eine neue Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn widmet sich ab Donnerstag der US-amerikanischen Sängerin, Tänzerin und Revueleiterin Josephine Baker (1906-1975). Die bis 24. September gehende Schau unter dem Titel „Josephine Baker: Freiheit, Gleichheit, Menschlichkeit“ präsentiert den ersten schwarzen Weltstar als Kämpferin für Freiheit, Menschenrechte und Gleichberechtigung und zeigt ihren Einsatz gegen Rassismus und Verfolgung wegen sexueller Orientierung.

Die Ausstellung beleuchtet, wie Baker die Vorurteile wegen ihrer Hautfarbe in Stärke verwandelte: Sie wurde französische Widerstandskämpferin im Zweiten Weltkrieg, adoptierte nach dem Krieg zwölf Kinder unterschiedlicher Herkunft und engagierte sich in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Zuvor hatte die Bundeskunsthalle in der von Intendantin Eva Kraus initiierten „Frauenreihe“ die Philosophin Hannah Arendt (2021) und die Schriftstellerin Simone de Beauvoir (2022) präsentiert.

Grace Jones, Madonna oder Naomi Campbell bezogen sich auf ihr Wirken

Ihren Anfang nimmt die Baker-Ausstellung in Paris, wo die Künstlerin in den 20er Jahren zum ersten weiblichen Superstar mit afro­amerikanischen Wurzeln wurde. Sie erzählt mit historischen Fotos und Dokumenten, autobiografischen Schriften, Kleidung, Schallplatten, Zeitschriften sowie Filmausschnitten ihrer Revuen und Interviews von ihrem facettenreichen und selbstbestimmten Leben.

Die Exponate zeigen zudem, dass Baker viele Künstler, Musiker und Modemacher inspiriert hat: Hemingway schrieb über sie, Alexander Calder verewigte die hyper­bewegliche Frau in Drahtskulpturen, Matisse in einem Scherenschnitt, und auch Picasso soll die Baker mehrmals Modell gestanden haben. In den vergangenen Jahren bezogen sich auch Grace Jones, Madonna oder Naomi Campbell auf ihr Wirken.

Baker, die 1906 in St. Louis in Missouri geboren wurde, erlebte als Kind Rassentrennung und rassistische Gewalt. 1925 kam sie dank ihres Showtalents in das liberale Paris. In der Stummfilmzeit spielte sie unter anderem in Produktionen wie „Die Frauen von Folies Bergere“ (1927), „Die Königin der Revue“ (1927) und „Papitou“ (1928).

Als erste nicht-weiße Frau in die Ruhmeshalle Frankreichs aufgenommen

Während des Zweiten Weltkrieges war Josephine Baker im Widerstand tätig, tanzte für die Truppen und spionierte für Frankreich. Zu ihrem Geburtsland Amerika hatte sie wegen der Rassentrennung ein gespaltenes Verhältnis: Sie kehrte immer wieder dorthin zurück, zuletzt 1963, um Martin Luther King auf seinem Marsch nach Washington zu begleiten und an seiner Seite eine Rede zu halten. Schon früh begann Baker, große Wohltätigkeitsveranstaltungen zu organisieren. Sie spendete die Honorare aller Konzerte, die sie während der Kriegsjahre gegeben hatte.

Für ihre Lebensleistungen wurde Josephine Baker am 30. November 2021 als sechste und erste nicht-weiße Frau in die Ruhmeshalle Frankreichs, das Pantheon in Paris, aufgenommen.

Parallel zur Baker-Ausstellung ist in der Bundeskunsthalle bis 30. Juli die Ausstellung „1920er! Im Kaleidoskop der Moderne“ zu sehen. Die 260 Exponate beleuchten die 1920er-Jahre als Umbruchphase und als Experimentierfeld der westlichen Moderne.

Von Christoph Arens (KNA)