Die Gemeinde St. Barbara in Königshardt ist von Ehrenamtlichen getragen und mit dem Quartier verbunden. Anne Henze (48) ist Sprecherin des Teams.
Oberhausen –Die Gemeinde St. Barbara in Königshardt ist von Ehrenamtlichen getragen und mit dem Quartier verbunden. Anne Henze (48) ist Sprecherin des Teams für pastorale Angelegenheiten in der Gemeinde St. Barbara in Oberhausen-Königshardt, in der Ehrenamtlerinnen und -amtler die Hauptverantwortung tagen. Im Interview spricht sie über die Bedeutung der Quartiersarbeit sowie eine neue Kooperation mit der Königshardter Interessengemeinschaft der Kaufleute (KIG).
Frau Henze, die KIG hat die große Barbarawiese als neuen Standort für ihren Markt mit regionalen und nachhaltigen Produkte ausgesucht. Was bedeutet das für Sie?
Henze: Wir waren hocherfreut, dass die KIG uns gewählt hat. Die Wahl hätte auch gut auf den Parkplatz des Lebensmittelmarktes hier auf der Königshardt fallen können. Für uns zeigte das, dass die Kirche und ihr Umfeld einen Stellenwert haben. Denn es ist uns ein Anliegen, dass Kirche und Gemeinde mit dem Alltag der Menschen hier in Beziehung stehen und das Gotteshaus im Blickfeld bleibt. Ein Markt, wo man Pause macht, sich begegnet und sich in guter Atmosphäre trifft, darüber freuen wir uns. Das ist eine gute Möglichkeit Kirche als Teil der Gesellschaft und ‚Player‘ im Ort zu sehen.
Was unternimmt die Gemeinde, um sich zu öffnen?
Henze: Wir bemühen uns, die Kirche und unsere Gemeinde mehr zu den Menschen zu bringen. So haben wir in diesem Jahr bei der Fronleichnamsprozession einen Weg durch die Gemeinde mit Stationen gewählt, an denen sich Menschen auch im Alltag begegnen. Eine Schule und auch ein Haus für Menschen mit Behinderungen lagen am Weg. Das Heim ist ein bewusst gewählter Ort. Wir wollten zu Menschen gehen, die nicht zu uns kommen können. Wir möchten rausgehen.
Seit Juni haben wir eine „Plauderbank“, die bereits gut angenommen wird. Sie steht unter einem Baum auf dem Weg der Wiese hin zum Friedhof. Einmal aufgestellt, haben unsere Handwerker im Team dann die Sitzflächen mit Holz aus Terrassen-Dielen neu bestückt. Das gibt Menschen, die Kontakt und Gespräch suchen, die Möglichkeit, nah am Friedhof, anderen zu begegnen. Aber Plauderbank heißt das renovierte Stück auch, weil Besuchende erleben sollen, dass Gespräche hier nicht nur schwer sind, sondern reich machen.
Einmal monatlich heißt es zudem, das Kircheninnere zu verlassen für die Messe oder den Wortgottesdienst sonntags, eben für die „Wiesengottesdienste“. Über solche Neuigkeiten und alles, was wir tun, informiert unser wöchentlicher Newsletter per Mail in Gemeinde und Stadtteil.
Wie groß ist Ihr ehrenamtliches Team?
Henze: Ja, das ist nicht ganz genau zu benennen: Sieben bis acht Leute, die Liturgie und Gottesdienste verschiedener Art gestalten. Dann gibt’s Praktiker, die sich ums Gemeindeheim, um Reparaturen, Pflege der Außenanlagen und mehr kümmern. Sowie den Ortsausschuss – etwa 12, vielleicht auch noch andere in Doppelfunktion. Zusammen machen also gut 25 Leute regelmäßig bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten mit. Hinzu kommen viele spontan helfende Hände. Als Gemeindereferentin ist Stefanie Alders sehr wichtig für unseren Draht zur Pfarrei. Und sie bemüht sich um Seelsorgende bei Tauffeiern und Zelebranten für die Sonntagsmesse. Wenn das nicht zustande kommt, wissen wir, dass wir Wortgottesdienstleiter und -leiterinnen unter uns haben, die auch einzelne Dienste übernehmen.
Die Gemeinde St. Barbara ist laut Pfarrentwicklungsprozess bis 2030 gesichert. Was bedeutet das für Sie?
Henze: Wir waren darüber überrascht, dass wir diese Option haben. Es gab natürlich mehrere sehr lebendige Gemeinden bei uns im Norden der Stadt. In St. Theresia war man verständlicherweise nach der Entscheidung des Bischofs verletzt. Es liegt an uns als Christen, dafür zu sorgen, dass wir auch in über zehn Jahren noch Zukunft haben.
Wie finden sich Ehrenamtliche auch noch in zehn Jahren?
Henze: Ja, das frage ich mich manchmal auch. Ich denk mir das so: Wenn wir als Gemeinde es schaffen, Menschen zu zeigen, dass Gemeinde gut ist, dann engagieren sich auch 2033 noch Aktive dafür. Sie werden „Gemeindesein“ weitertragen. Wenn wir Christen aber durch die Bildung von großen Pfarreien nicht mehr vor Ort sein können, dann können wir es nicht schaffen, vor Ort zu begeistern.
Am 1. Oktober feiern Sie zurtraditonellen „Wottelkirmes“ eine Messe mit Schaustellern mitten auf der Königshardter Straße. Was ist der Gedanke dahinter?
Henze: Wir wollen zeigen, dass die Botschaft Gottes positiv ist und dass wir sie nicht hinter Mauern verstecken. Die Kirmes macht uns Spaß, weil da „Türen“ zwischen Menschen hier auf der Straße offen sind. Schausteller aus vielen Orten feiern Markt mit Schaugeschäften und den Gottesdienst auf der Straße. Eine Schaustellerin lädt mit ihren Impulsen die Kirmesgemeinde zum Nachdenken ein. Wir bereiten das Andere zur Messe vor. Die Schausteller kommen, sie wissen: St. Barbara und „Wottelkirmes“ – das ist für uns ein fester Punkt.