Klug, nachhaltig und rechtzeitig vorbereitet in einer geistigen Form von Unschuld auf den Erlöser zugehen.

Haben wir in der Lampe unseres Glaubens genug Öl, um für die Ankunft des Herrn bereit zu sein? –Foto: kalyanayahaluwo/pixabay.com
Ein paar ganz persönlich geprägte Gedanken zum Evangelium. An diesem Sonntag geht es um kluge und törichte Jungfrauen – ein Text, der in früheren Zeiten vielleicht relativ einfach zu meditieren war, aber mir heute gar nicht mehr so leicht fällt.
Aber fangen wir doch einfach mal vorne an: Christus beschreibt das Himmelreich und nutzt hierzu einen Vergleich, der in mir 2023 seltsame Bilder weckt. Es ist von Jungrauen die Rede. Jungfrauen und Himmelreich – da war doch etwas?!
In einer Zeit, in der vorgeschoben religiös motivierter Terror als Nachrichtenthema wieder ganz oben aufliegt, erinnere ich mich daran, dass solchen in menschen- und lebensfeindlich gotteslästerlicher Weise verblendeten Straftätern, die sich selbst gern als Gotteskrieger sehen, ebensolche Jungfrauen im Himmel versprochen werden.
Zumindest bei mir mischt sich in diese sonntägliche Frohe Botschaft ein aktuell genährter fahler Beigeschmack. Und hier könnten wir uns voller Verzweiflung über die Gewalt in der Welt gedankenverlieren…
Dann weiter – die als klug bezeichneten Jungfrauen zeichnen sich durch eine, wir würden heute sagen, nachhaltige Vorratshaltung für ihre Öllampen aus. Die törichten denken da offensichtlich nicht so weit oder weit genug. Ein erster Hinweis auch für mich als Christen des 21. Jahrhunderts, dass hier auch meine Lebenswirklichkeit berührt werden könnte…
Die, wenn Sie erlauben, „Pointe“ der Lehrerzählung Jesu schließt sich dann an: Der Bräutigam kommt! Doch anstatt nun voller Offenheit und geistlich wohlverstandenem Wissensdurst über die an mich dabei persönlich gerichtete frohe Botschaft zu denken, drängt sich mir die, aus heutiger Sicht, vollkommene Schieflage im Rollenverständnis der Geschlechter auf. Der Bräutigam allein mit zahlreichen, wenn auch nur den klugen, Jungfrauen im verschlossenen Gemach. Was für eine Vorstellung! Es mutet mir eher nach merkwürdig aus der Zeit gefallenen männlichen Fantasien an, denn an eine gelungen aus der Lebenswirklichkeit entliehene Lehrszene. Wieder so eine Schwelle, die mir den Zugang zum Wort Gottes durchaus verstellen kann.
Ich bin aber überzeugt: die Botschaft Jesu ist immer aktuell. Das heißt auch, dass die oben beschriebenen Gedanken, so spiritualitätsfern sie auch scheinen, legitim sind. Gott sagt mir hier und jetzt in diesem Text etwas. Er spricht genau jetzt in aller zerrissenen und krisengeplagten Zeit des vielfältigen Wandels mich damit an. Er erinnert mich: Bevor du dir Gedanken um deinen Platz im Himmel machst, versuche dich ganz aktiv an die Verwirklichung des Gottesreiches auf Erden zu machen: In Frieden und Toleranz!
Er erinnert mich: Gott schuf uns Menschen unterschiedlich, viele von uns als Mann und Frau, viele auch irgendwo dazwischen und in dieser Vielfalt wunderbar! Keine:r ist dabei besser, wichtiger oder weniger Wert als andere.
Und genau deswegen und eben erst NACH diesen Gedanken richtet sich mein Blick auf die Rollen in dieser Geschichte: Die Jungfrauen, das sind wir alle. Hier geht es nicht um ein anachronistisches Hochzeitsnachtritual, sondern darum, klug, nachhaltig und rechtzeitig vorbereitet in einer geistigen Form von Unschuld auf unseren Erlöser zuzugehen. Ein innerer Weg, wohlgemerkt.
Christus als Bräutigam kommt, er kommt zu mir, wie zu allen (!) anderen auch. Er kommt zu jedem und jeder und auch allen dazwischen. Die Frage, die wir alle uns dabei stellen sollten, ist: „Was bedeutet es für mich ganz persönlich, ‚bereit‘ zu sein?“ Anders ausgedrückt, frage ich mich, ob ich da eher zu den Klugen oder den Törichten gehöre. Ich frage mich, ob ich in der Lampe meines Glaubens genug Öl mit mir führe, um dann bereit zu sein. Reicht das, was ich in meinem Leben aus meinem Glauben heraus zeitige? Lass ich mich in meinem Alltag von der frohen Botschaft leiten – voller Toleranz, Nächstenliebe und selbstbewusstem Glauben?
So komme ich dann doch noch dazu, aus diesem Text die Göttliche Nachricht an mich zu erkennen und anzunehmen. So lasse ich mich eben ganzheitlich, in Kopf und Herz, von IHM berühren und seinem Kommen in meinem Leben entgegengehen.
Also: Herr, schenke mir genau diese Klugheit und hilf mir in all meinem „Töricht-sein“. Amen.