Der künftige Literaturnobelpreisträger Jon Fosse nutzt nach eigenem Bekunden nicht das Wort „Gott“.
Hamburg – Der künftige Literaturnobelpreisträger Jon Fosse nutzt nach eigenem Bekunden nicht das Wort „Gott“. „Ich hoffe, es ist irgendeine Art von guter Macht“, sagte der 2013 zum Katholizismus konvertierte norwegische Schriftsteller im Interview des „Spiegels“ (Samstag). Fosse bekommt an diesem Sonntag den Literaturnobelpreis in Stockholm verliehen.
Mit Blick auf Gott sagte Fosse: „Für mich gilt: Wir können nichts über ihn sagen. Er ist hinter den Dingen. Wir können nicht sagen, was war, bevor wir geboren wurden. Wir können nicht sagen, wohin wir gehen. Wir können nur sagen, dass wir früher nicht auf der Welt waren und dass wir irgendwann von hier verschwinden werden.“
Alles Weitere sei auf der anderen Seite, so der 64-Jährige. „Und Gott ist auf der anderen Seite.“ Er glaube, dass es diese andere Seite gebe. „Ich bin gläubig. I’m a believer.“
Ende der 1980er Jahre sei er in Bergen in einer katholischen Messe gewesen, die ihm viel besser gefallen habe als die protestantischen Gottesdienste, mit denen er aufgewachsen sei, betonte Fosse. „Bei den Protestanten musste man sich unerträglich viel Gelaber von oft dummen Pastoren anhören. Im katholischen Gottesdienst wird über die feste Liturgie hinaus nur wenig geredet.“ Durch ihre ständige Wiederholung könnten die Worte der Liturgie dort „einen Zauber, einen Spirit entwickeln“, so der Schriftsteller. „Auch in der Messe geht es darum, etwas zu erlangen, was man in Worten nicht ausdrücken kann.“