Ökonom: Kirche sollte sich auf erfolgreiche Felder konzentrieren

Die katholische Kirche sollte sich aus Sicht des Theologen und Ökonomen Ulrich Hemel viel stärker auf Angebote konzentrieren, mit denen sie erfolgreich ist.
 Die katholische Kirche sollte sich aus Sicht des Theologen und Ökonomen Ulrich Hemel viel stärker auf Angebote konzentrieren, mit denen sie erfolgreich ist.

Ulrich Hemel –Foto:| © Daniel Hemel

Die katholische Kirche sollte sich aus Sicht des Theologen und Ökonomen Ulrich Hemel viel stärker auf Angebote konzentrieren, mit denen sie erfolgreich ist. „Beispielsweise gibt es einen großen Zulauf zu katholischen Schulen und Bildungseinrichtungen“, sagte der Präsident des Bundes Katholischer Unternehmer im Interview des Portals katholisch.de (Mittwoch). Sie spielten aber in Überlegungen der Bistümer und in Organisationen wie dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nur eine untergeordnete Rolle.

„Das hängt damit zusammen, dass die Entscheidungsstrukturen in der Kirche sehr stark von den pastoralen Berufen ausgehen. Als Folge daraus kommen andere Bereiche weniger in den Blick“, erklärte der langjährige Wirtschaftsberater. „Das gilt beispielsweise auch für den Religionsunterricht. Da haben wir immer noch rund 70.000 Menschen, die Tag für Tag als Religionslehrer arbeiten, die aber kaum beachtet werden im kirchlichen Geschehen.“

In Deutschland gebe es fast 1.000 katholische Schulen, sagte Hemel. „Hier haben wir eine gesellschaftliche Nachfrage nach einem Angebot, das den Begriff ‚katholisch‘ immer noch im Namen trägt. Aber wir haben in unserer eigenen Kirche kein Bewusstsein dafür, dass wir hier ein Pfund haben, mit dem wir wuchern können.“

Der Experte bezeichnete es als eine „höchst merkwürdige Verhaltensweise“, ausgerechnet den Bereich zu ignorieren, in dem man Erfolg habe. „Umgekehrt wird versucht, den Bereich fast schon mit einem Akt der Verzweiflung aufrechtzuerhalten, bei dem der Misserfolg mit Händen zu greifen ist.“ So hätten Gemeinden oft keine emotionale Bindekraft mehr.

Ihn wundere es, dass die Kirche nicht stärker überlege, wie sie die gute Botschaft aktiver und mutiger als bisher in die Gesellschaft hineintragen könne. So müssten Gemeinden „selbstorganisierter, einladender, offener und auch ökumenischer“ werden. Und: „Familienbildung, Werteorientierung, schulische und außerschulische Bildung sind Themen, bei denen die Kirche wirklich etwas kann, wo sie auch nachgefragt wird und wo sie in Fragen einer großen gesellschaftlichen Polarisierung eine gewaltige Aufgabe hat.“

Insgesamt sollte Kirche ihre Energie laut Hemel stärker nach außen als nach innen richten, auch wenn gleichwohl innerkirchliche Reformen und Aufarbeitung weiter betrieben werden müssten. „Die Kirche muss zeigen, welche Kraft in einem Leben stecken kann, das sich auf Glaubensfreude einlässt.“

kna