Die Katholiken in Gevelsberg wollen zusammenwachsen: Nach der Schließung der Liebfrauen-Kirche wird St. Engelbert zum gemeinsamen Glaubensort. Dazu wird die Kirche umgebaut. Zum Auftakt wurde der Altar aus der Kirche gebracht.

Der Altar aus Liebfrauen erhält in der Gevelsberger St.-Engelbert-Kirche eine neue Heimat. Hier versammelt sich die Gemeinde künftig in einem Halbkreis um den Altar. Das wurde im Sommer bereits ausprobiert. – Foto: Patrizia Labus
Gevelsberg – „Das habe ich noch nie gemacht und habe heute Nacht auch nicht gut geschlafen“, sagt Joschka Figge. Dann setzt er die eigens angeschaffte Fräse an den Markierungen auf der Altarplatte an. Sein Bauunternehmen ist mit dem Abbau und Abtransport des Altars in St. Engelbert beauftragt. Es ist der erste Schritt für die geplanten Umbauarbeiten in St. Engelbert.
Gespannt schauen Propst Norbert Dudek und Lars Wehnau vom gleichnamigen Architekturbüro, das die Planung für St. Engelbert übernommen hat, zu. Im November wurde noch auf einer Gemeindeversammlung darüber gesprochen, wie sich der Kirchraum in St. Engelbert, der mit der Schließung von Liebfrauen als gemeinsamer Glaubensort für alle Katholiken in Gevelsberg fungiert, am besten gestalten lässt.
Dort überzeugte die Idee, den Altar, künftig auf der linken Seite im Kirchraum zu platzieren und die Bestuhlung darum herum in einem im Halbkreis anzuordnen. In den Gremien war bereits zuvor beschlossen worden, dass es eine mit Bänken und Stühlen gemischte Sitz-Form geben wird. In dem noch freien Platz des bisherigen Altarraums wird die Sakristei eingebaut, die aktuell in unterschiedliche Räume aufgeteilt ist. Auch die Orgel aus Liebfrauen wird dort ihren Platz finden. Die Beichtgelegenheit wird in der jetzigen Engelbert-Kapelle eingerichtet. Für die Figur des Hl. Engelbert wird wiederum ein prominenter Platz im Kirchraum gefunden.
Altar aus geschlossener Kirche als Verbindung
Damit nun also die Renovierungs- und Umbauarbeiten in der Kirche an der Rosendahler Straße starten können, muss zunächst der bisherige Altar aus der Kirche heraus, um Platz zu schaffen für die neue Anordnung und den Altar aus Liebfrauen, der als Verbindung zwischen den beiden Gemeindeteilen nach St. Engelbert ziehen wird.
Die zwei Tonnen schwere Altarplatte aus dem Raum zu bekommen ist dabei nur eine der Herausforderungen. Denn zuvor müssen die Reliquien, Knochenteile des Heiligen Engelberts als Schutzpatron der Gemeinde, in Sicherheit gebracht werden.
Dabei ist eine Reliquie, der Ellenknochen in einem Glaszylinder eingefasst und immerhin 800 Jahre alt, noch relativ einfach aus der Kirche zu bringen. Propst Nobert Dudek hat diese Aufgabe gleich zu Beginn übernommen und dafür gesorgt mit vorsichtigen Schritten und behutsame Tragen, dass diese Reliquie ein sicheres Zwischenlager findet.
So viel Geschichte
Schwieriger ist es da schon mit der im Altar eingefassten Reliquie, ebenfalls Teile von Knochen des Heiligen Engelberts, der 1225 auf der Rückreise von Soest nach Köln in einem Hohlweg im heutigen Gevelsberg von einer Gruppe Bewaffneter erschlagen wurde. So viel Geschichte, so wertvolle Relikte – da war die Anspannung bei den Mitarbeitern der Firma Figge förmlich zu spüren.
Und dann erklingt das durchdringende Sägegeräusch für etliche Minuten, bis der dicke Altarstein tatsächlich soweit aufgeschnitten ist, dass die Reliquie entnommen werden kann. Kurzes Innehalten – dann hebt Joschka Figge die Platte über der Reliquie an und zum Vorschein kommt ein Seifenstückgroßes Bleirechteck mit Siegel des Bistums. Unbeschädigt. Durchatmen.
„So, jetzt muss ich dem Bischof erst einmal Bescheid geben, dass ich diese Reliquie habe, und dort wird dann letztlich entschieden, was damit passiert“, sagt Propst Nobert Dudek und nimmt das kleine Päckchen vorsichtig an sich.
pl/spe
Der Altar aus Liebfrauen erhält in der Gevelsberger St.-Engelbert-Kirche eine neue Heimat. Hier versammelt sich die Gemeinde künftig in einem Halbkreis um den Altar. Das wurde im Sommer bereits ausprobiert. – Foto: Patrizia Labus