Der Washingtoner Kardinal Wilton Gregory hat Joe Biden wegen dessen politischen Positionen zum Schwangerschaftsabbruch mit einem „Cafeteria-Katholiken“ verglichen.
Washington – Der Washingtoner Kardinal Wilton Gregory hat Joe Biden wegen dessen politischen Positionen zum Schwangerschaftsabbruch mit einem „Cafeteria-Katholiken“ verglichen. Der US-Präsident sei zwar aufrichtig in seinem Glauben, ignoriere aber einige kirchliche Lehren, wie es auch „eine Reihe anderer Katholiken“ täten, sagte Gregory laut Bericht des Portals „National Catholic Reporter“ in der vom Sender CBS ausgestrahlten Sendung „Face the Nation“. „Es gibt einen Ausdruck, den wir in der Vergangenheit verwendet haben – ein ‚Cafeteria-Katholik‘: Man wählt das aus, was attraktiv ist, und verwirft das, was herausfordernd ist“, so der Kardinal.
Gregory, der 2020 ausdrücklich abgelehnt hatte, Biden wegen dessen Haltung zu Abtreibung die Kommunion zu verweigern, sagte im Gespräch mit Moderator Ed O’Keefe, dass Biden zwar seinen Glaube „sehr aufrichtig vertrete und regelmäßig und mit großer Hingabe an der Messe teilnehme; der Politiker der Demokraten ignoriere aber auch Fragen zum Thema Leben oder nutze sie als politischen Spielball.
„Ich denke, das ist nicht die Art und Weise, wie wir wollen, dass unser Glaube benutzt wird“, sagte Gregory während einer halbstündigen Podiumsdiskussion, bei der sich der Kardinal mit O’Keefe und der anglikanischen Bischöfin von Washington, Mariann Edgar Budde, unter anderem Gedanken über die Überschneidung von Glaube und Politik machten.
Der regelmäßige Kirchgänger Biden ist in der Geschichte der USA nach John F. Kennedy erst der zweite Katholik im Weißen Haus. Aller Voraussicht nach wird der 81-Jährige im Herbst bei den Präsidentenwahlen erneut gegen seinen republikanischen Vorgänger Donald Trump (77) antreten.
Auf die Frage von „Face the Nation“-Moderator O’Keefe nach Trump, der zuletzt öffentlich für den Verkauf einer „God Bless the USA“-Bibel warb, sagten sowohl Kardinal Gregory als auch Bischöfin Budde, dass die Bibel nicht aus Profitgründen verkauft werden oder zusammen mit politischen Texten wie der US-Verfassung erscheinen sollte.
Gregory und Budde sprachen laut „National Catholic Reporter“ auch über die Notwendigkeit des interreligiösen und ökumenischen Dialogs in einer pluralistischen Gesellschaft. „Wir müssen bei der Beschreibung unserer Nation sehr vorsichtig sein, damit wir nicht am Ende Menschen isolieren, die ein wichtiger Teil dieser Nation sind“, so der Kardinal.