Bischof Bätzing: Müssen wieder friedensfähig werden

Mit Blick auf Russlands Krieg gegen die Ukraine ruft der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, in einem Friedensappell dazu auf, neue Ideen zu finden.
Bischof Bätzing: Müssen wieder friedensfähig werden

Georg Bätzing. –Foto: DBK/Marko Orlovic

Mit Blick auf Russlands Krieg gegen die Ukraine ruft der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, in einem Friedensappell dazu auf, neue Ideen zu finden. „Es bedrückt mich zunehmend, wie wir uns in der offenkundigen Enttäuschung über die Wirkung politischer Maßnahmen von Verständigung, Einbindung und globaler Vernetzung auf die Stabilisierung im globalen Kräftespiel eingelassen haben, auf militärische Muskelspiele in der Logik von Gewalt und Gegengewalt“, sagte der Limburger Bischof, wie das Bistum am Dienstag mitteilte.

Er stellte klar, dass ein Land und ein Volk, dessen Souveränität durch einen Aggressor fundamental infrage gestellt und angegriffen werde, das Recht zur Selbstverteidigung habe. „Wie wir uns aber in kurzer Zeit auf die neuen Verhältnisse eingestellt haben und über Waffenlieferungen, den Ausbau der Rüstungsindustrie und eine neue Kriegstüchtigkeit unseres Landes sprechen, das erschreckt mich.“ Es müsse alles getan werden, um wieder friedensfähig zu werden. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte einen Mentalitätswechsel in der deutschen Gesellschaft hin zu einer wehrhafteren Nation gefordert und betont: „Wir müssen kriegstüchtig werden.“

Bätzing sagte weiter: „Verhandlungen, wie sie der Papst – sieht man einmal vom unpassenden Bild hierfür ab – anregen wollte, haben zum jetzigen Zeitpunkt offensichtlich keine Chance.“ Bätzing bezog sich dabei offenbar darauf, dass Papst Franziskus vor einigen Wochen in einem Interview der Ukraine „Mut zur weißen Fahne“ und zu Verhandlungen unter internationaler Vermittlung nahegelegt hatte. Diese Äußerungen wurden von vielen als Aufforderung zur Kapitulation interpretiert und stießen vor allem in der Ukraine und in Osteuropa auf Empörung.

Bätzing erklärte, es gelte jedoch, zwischen scheinbar alternativlosen Gegensätzen ein Drittes zu suchen, einen Gedanken, eine Initiative, eine Idee. Nur so werde sich etwas am Lauf der Dinge ändern, und der ewige Kreislauf, der immer nur Leben verschlinge statt ihm großzügig Freiraum zu schaffen, laufe endlich ins Leere. Der Sieg über das Böse dürfe keine Utopie bleiben, so Bätzing.

Anlass seiner Äußerungen in einer Predigt war der Gedenktag des Heiligen Georgs im Limburger Dom. Der Bischof nutzte das am Sonntag mit einem Festgottesdienst gefeierte Gedenken für seinen Friedensappell.

kna