Düstere Bilanz nach Gewalt in indischem Bundesstaat Manipur

Ein Jahr nach Ausbruch ethnischer Gewalt im nordostindischen Bundesstaat Manipur bleibt die Lage sehr angespannt.
Düstere Bilanz nach Gewalt in indischem Bundesstaat Manipur

Eine niedergebrannte kirchliche Einrichtung im indischen Bundesstaat Manipur, 2023. –Foto: Kirche in Not

Ein Jahr nach Ausbruch ethnischer Gewalt im nordostindischen Bundesstaat Manipur bleibt die Lage sehr angespannt. Wie der Pressedienst Fides berichtet, haben viele tausend Menschen den nordostindischen Bundesstaat seit Beginn der christenfeindlichen Krawalle verlassen; 60.000 Menschen leben demnach als Vertriebene in Behelfsunterkünften, und eine Pufferzone trennt die verfeindeten Gemeinschaften der mehrheitlich hinduistischen Meitei und der überwiegend christlichen Kuki. Zwar seien die Kämpfe vorerst abgeklungen; doch eine Lösung für den Konflikt sei derzeit nicht in Sicht. Vielmehr vertiefe sich die Kluft zwischen den Volksgruppen weiter.

Im Mai 2023 waren bei Ausschreitungen zwischen den beiden ethnischen Gruppen 200 Menschen getötet und Tausende verletzt worden. Nach Beginn der Ausschreitungen gegen die Kuki wurden 200 Dörfer zerstört, 360 christliche Kirchen und Kapellen und auch einige Synagogen. Langfristig gibt es laut Fides nun die Bestrebung, getrennte Verwaltungseinheiten für die Kuki und die Meitei in der Region zu schaffen.

Der Konflikt im Mai 2023 begann mit der staatlichen Gewährung des Status der „gelisteten Stämme“ für die Meitei, durch den sie neben einer Reihe wirtschaftlicher, politischer und sozialer Privilegien auch die Möglichkeit der Aneignung von Grund und Boden der Kuki erhielten. Im Februar hob das Oberste Gericht von Manipur den Status „gelisteter Stamm“ für die Meitei wieder auf. Experten hofften damals, dass damit Normalität zurückkehrt. Die Spannungen blieben aber bestehen.

Als Haupthindernis für die Rückkehr zur Normalität nennt der Bericht die verbreitete Präsenz bewaffneter separatistischer Gruppen und Milizen sowie eine Militarisierung der Gesellschaft. Ein Großteil der bei den Ausschreitungen aus Arsenalen der Polizei geplünderte Waffen seien weiter im Umlauf; das erschwere die Durchsetzung von Rechtsstaatlichkeit. Auch Entwicklungsprojekte und Investitionen, die es vor dem Konflikt gab, seien zum Erliegen gekommen.

In Manipur gehören jeweils rund 40 Prozent der Bevölkerung dem Hinduismus oder dem Christentum an. Die Mehrheitsethnie der Meitei dominiert dort Wirtschaft und Politik. Regiert wird der Bundesstaat von der hindunationalistischen Indischen Volkspartei (BJP), die auch die Bundesregierung in Neu Delhi stellt. Derzeit laufen landesweit bis Anfang Juni die Parlamentswahlen. Gerechnet wird mit einem erneuten Sieg der BJP von Premierminister Narendra Modi.

kna