Offener Ganztag: Gemeinsame Standards und Ziele setzen

Der Caritasverband für das Bistum Essen fordert die Politik auf, den Offenen Ganztag als Chance für Bildungsgerechtigkeit zu erkennen und zu fördern.
Offener Ganztag: Gemeinsame Standards und Ziele setzen

Martina Lorra ist beim Caritasverband für das Bistum Essen als Referentin unter anderem zuständig für den Offenen Ganztag und die Soziale Arbeit an Schulen. Foto: Caritas | Nicole Cronauge

Bistum Essen – „Die Bildungschancen von Kindern dürfen nicht länger von den sozio-ökonomischen Voraussetzungen des Elternhauses abhängen. Jedes Kind hat ein Recht auf gute Bildung. Gerade deshalb ist es wichtig, dass der Offene Ganztag nicht nur auskömmlich finanziert wird, sondern auch die Bildungsförderung der Kinder in den Mittelpunkt rückt,“ fordert Martina Lorra, Referentin für Offenen Ganztag und Soziale Arbeit an Schulen beim Caritasverband für das Bistum Essen, in einer Mitteilung vom Mittwoch anlässlich des Kindertags.

Offener Ganztag als Chance

„Die Offene Ganztagsschule ist eine großartige Chance, Kinder in ihrer Entwicklung und Bildung ganzheitlich zu fördern. Dafür braucht es ein gemeinsames Bildungsverständnis und eine enge Kooperation zwischen Schule und Offenem Ganztag“, sagt Lorra, „damit das funktioniert, müssen sich auch die beiden zuständigen Ministerien für Schule und für Jugend und Familie an einen Tisch setzen, um gemeinsame Standards und Ziele festzulegen.“

Mit den Bildungsgrundsätzen des Landes NRW für Kinder von 0 bis 10 Jahren existiere dafür bereits eine gute Grundlage, ist die Caritas-Referentin überzeugt: „Die Bildungsgrundsätze stellen ganz klar das Kind in den Mittelpunkt – seine Partizipation an Entscheidungsprozessen, sein Recht auf gesellschaftliche Teilhabe und auf eine gesunde Entwicklung seiner geistigen, emotionalen und körperlichen Fähigkeiten. Im Vordergrund steht die Frage: Wie kann es bestmöglich gefördert werden, um zu einem selbstbewussten und selbstständigen Menschen heranzureifen?“

Bildungsgerechtigkeit fördern

Doch leider fehle es beim Offenen Ganztag an allen Ecken und Enden, sagt Lorra. Sogar der Rechtsanspruch auf einen Ganztagesplatz für jedes Kind drohe zu scheitern – vor allem aus finanziellen Gründen: „Die Pauschalen reichen nicht aus, um die Betriebskosten zu decken, Tarifsteigerungen in Höhe von 11 Prozent werden nicht refinanziert“, bemängelt die Caritas-Referentin. Zudem fehle noch immer ein Landesausführungsgesetz, das entsprechende Standards für den Offenen Ganztag (OGS) festlegt.

Damit bleibe die OGS-Landschaft in NRW weiterhin ein Flickenteppich und die Qualität der Bildungsförderung beliebig. „Es ist an der Zeit, dass die Politik erkennt, welche Chance sie vergibt! Eine finanziell, räumlich und personell gut ausgestattete OGS kann wesentlich dazu beitragen, Bildungsnachteile auszugleichen. Kinder brauchen mehr Zeit und Förderung – nicht nur beim Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern auch in den Bereichen Kunst, Musik, Werken und Sport. Dabei sollen sie mitgestalten und mitreden können.“