Da kann man was lernen…

rudi-skizze_6h4uh04vFast ungläubig war ich ob des Andrangs arabisch sprechender Menschen, meist Familien, viele Frauen mit Kopftüchern, am Samstagnachmittag vor dem Dritten Advent im Gemeindezentrum der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) in Essen-Altendorf.

Diese relativ kleine Gemeinde hatte in allen Übergangswohnheimen in Essen und – soweit erreichbar – in Wohnungen lebende neu angekommene Flüchtlinge aus den gebeutelten Ländern des Nahen und Mittleren Ostens eingeladen zu einer Willkommensfeier. Und sie kamen, nicht immer pünktlich, dafür in großer Zahl, wurden von der Gemeinde und vom Sozialdezernenten der Stadt Essen, Peter Renzel, herzlich begrüßt in dieser Stadt.

Und selbst die „frommen Teile“ der Veranstaltung, Gebet und Gesang, wurden von den moslemischen Gästen mitgetragen. Arabisches Essen für alle, hergerichtet von zehn schon länger hier lebenden Familien aus dem Nahen Osten, viele Gespräche, Kinderbetreuung, was will man mehr. Zum Abschluss spielte eine arabische Band  noch heiße Rhythmen, ein Stückchen Heimat eben.  Es gab ein Gefühl des „Willkommenseins“.

Gemeindemitglieder berichteten, dass die Vorbereitung nur knapp zehn Tage gedauert hätte, auch, weil alles von Ehrenamtlichen gemacht wurde. Und wenn einer der Akteure erzählt, der jetzt fast zwanzig Jahre hier lebt, das er die ersten sieben Jahre überhaupt keinen Kontakt zu Deutschen gehabt habe, außer im Job, bis ein baptistischer Pastor in angesprochen hätte, dann ist es kein Wunder, dass diese Gemeinde Zuspruch findet.

Ich habe mich ein wenig geschämt als Katholik, dass es den großen „Volkskirchen“ mit entsprechendem Apparat nicht gelingt, so etwas auf die Beine zu stellen, mal im größeren Umfang, ohne großen Aufwand. Na ja, vielleicht werden die Katholiken ja noch mal wach und bekommen wieder einen Blick für die wahren Nöte der Menschen und verharren nicht nur in Selbstbeschäftigung. Wer weiß?
Rudi Löffelsend