Die Caritas in Gladbeck bietet Wohnungen für Menschen, die plötzlich auf der Straße stehen.
Die Gründe, die jemanden von heute auf morgen auf der Straße stehen lassen, sind so unterschiedlich wie die Menschen, denen es zustößt. Da gibt es die Frau, die vor ihrem Mann flieht und nicht weiß, wo sie hin soll, den Jugendlichen, der nach Konflikten mit seinen Eltern zu Hause rausgeworfen wird oder den Mann, der aus dem Gefängnis entlassen wurde und kein Zuhause mehr hat. Um diesen Menschen zu helfen, hat der Caritasverband Gladbeck jetzt ein neues Angebot ins Leben gerufen. Ab sofort stellt die Beratungsstelle für alleinstehende Wohnungslose in der Wittringer Straße eine so genannte „adhoc Wohnung“ für zwei Männer, eine weitere Wohnung dieser Art für zwei Frauen in der Klopstockstraße zur Verfügung. „Immer wieder kommt es vor, dass Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt von heute auf morgen wohnungslos werden“, betont Annette Frerick, Leiterin der Beratungsstelle und gemeinsam mit ihrem Kollegen Frank Bücher für das neue Angebot verantwortlich. Ganz unproblematisch und kurzfristig sollen diese Menschen ein Dach über dem Kopf bekommen, die sich bisher nur an die städtische Übernachtungsstelle wenden konnten. Die Unterbringung in den „adhoc-Wohnungen“ soll allerdings genauso wenig wie in einer Übernachtungsstelle keine Dauerlösung sein, sondern nur ein Zuhause auf Zeit. Innerhalb von sechs bis acht Wochen sollen die Bewohner mit Hilfe der Caritas eine Wohung finden, in der sie dauerhaft wohnen können.
Die beiden Wohnungen sind vollständig möbliert und ausgestattet, so dass sie jederzeit bezogen werden können. Sie sind zentral gelegen und fügen sich in gewachsene Wohngegenden ein. In der Wittringer Straße beispielsweise haben die Bewohner je einen eigenen Raum und teilen sich darüber hinaus Badezimmer und Küche auf insgesamt 50 Quadratmetern. Die Mieter neun weiterer Wohnungen im Haus zählen zu ihren vorübergehenden Nachbarn. „Wir haben ein Interesse daran, dass die Bewohner hier eine menschenwürdige Unterkunft haben“, erklärt Caritas-Vorstand Rainer Knubben. Und wer schon einmal ein Dach über dem Kopf habe, sei auch eher in der Lage, sich um seine eigentlichen Probleme zu kümmern, ergänzt Stefan Mühlenbeck, Abteilungsleiter Wohnhilfen. Wer eine Meldeadresse habe, könne zudem eventuelle Sozialleistungen in Anspruch nehmen.
Mit Blick auf die Suche nach notwendigen Unterkünften für Flüchtlingsfamilien sagt Rainer Knubben: „Es ist wichtig, dass Flüchtlingsfamilien versorgt werden. Wir dürfen aber auch die Not vor Ort nicht vergessen und die Hilfesuchenden, die es bisher schon gab.“ Das sei ein Spagat, den der Caritasverband jederzeit hinbekommen müsse.
Ulrike Beckmann
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