Das Reformationsjahr hat nach Einschätzung von katholischen und evangelischen Theologen einen entscheidenden Beitrag zum Fortschritt in der Ökumene geleistet. Diese Ansicht vertreten die Präsidentin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Christina Aus der Au, und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, in einem Interview für das Ökumene-Magazin „ÖM“, das von der evangelischen Zeitung „UK – Unsere Kirche“ in Bielefeld und der katholischen Zeitung „Neues Ruhr-Wort“ in Gelsenkirchen herausgegeben wird.
Die Diskussionen, gemeinsamen Feiern und inhaltlichen Auseinandersetzungen rund um die Entstehung der evangelischen Kirchen hätten „mehr zur Ökumene beigetragen als viele Jahre vorher“, sagte Aus der Au, die Geschäftsführerin des Zentrums für Kirchenentwicklung der Universität Zürich ist. Ihr Gesprächspartner Sternberg, langjähriger CDU-Politiker und früherer Direktor der Katholisch-Sozialen Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster, sagte, dieser Wille zur Gemeinsamkeit sei „ein Status, hinter den man nicht mehr zurückfallen kann“. Dies sei etwa im März im Gottesdienst zur „Heilung der Erinnerungen“ in Hildesheim deutlich geworden, der von den beiden Kirchen gemeinsam gefeiert worden war.
Allerdings gebe es Stufen der Ökumene, die noch nicht erreicht seien, so Sternberg. Da bleibe „noch eine Menge weiterer Arbeit“. Dazu zähle nach Einschätzung von Sternberg und Aus der Au vor allem die gemeinsame Feier des Abendmahls. Dies, so die evangelisch-reformierte Theologin, sei „die offenste aller Wunden“. Zentral sei auch die Frage nach dem Amtsverständnis – „wer darf Priester sein“ – und damit verbunden die Forderung, dass auch in der katholischen Kirche Frauen Pastorin beziehungsweise Priesterin werden könnten, so Aus der Au.
In einem weiteren Beitrag des Ökumene-Magazins sagte die katholische Theologieprofessorin Dorothea Sattler, in dieser Frage sei die Lage „nicht aussichtslos“. Aus theologischer Sicht sei die traditionelle katholische Festlegung, dass Frauen das geistliche Amt nicht bekleiden dürften, nicht zwingend. „Wir sind dabei zu begründen, dass das nicht für immer so sein muss“, erklärte Sattler, die Direktorin des Ökumenischen Instituts an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster ist.
Sattler, Aus der Au und Sternberg äußerten sich in Interviews des Ökumene-Magazins „ÖM“ das anlässlich des bundesweiten Ökumenischen Festes der beiden Kirchen unter dem Motto „Wie im Himmel, so auf Erden“ am 16. September in Bochum gemeinsam von der evangelischen Zeitung „UK – Unsere Kirche“ in Bielefeld und der unabhängigen katholischen Wochenzeitung „Neues Ruhr-Wort“ in Gelsenkirchen herausgegeben wird. Das Magazin erscheint zum 3. September als Beilage der herausgebenden Zeitungen sowie als Verteilblatt in Kirchengemeinden. Es wird darüber hinaus an die Teilnehmer des Ökumenischen Festes verteilt.