Ein Kölner Weihbischof hatte sich besonders für die Wiederbelebung eines urchristlichen Amts stark gemacht: Augustinus Frotz weihte vor einem halben Jahrhundert die ersten fünf verheirateten Männer zu Ständigen Diakonen.
Sie dürfen taufen, trauen, beerdigen und predigen – aber nicht der Eucharistie vorstehen oder die Beichte hören. Neben Bischöfen und Priestern bilden Diakone die unterste Stufe des kirchlichen Amtes in der katholischen Kirche. Lange Zeit war der Diakonat nur ein Durchgangsstadium zum Priestertum. Doch seit 50 Jahren gibt es Ständige Diakone, die haupt- oder nebenamtlich in der Seelsorge arbeiten. Die meisten Diakone sind verheiratet; sie müssen im Gegensatz zu Priestern nicht ehelos leben.
Das Diakonen-Amt ist eines der ältesten der Kirche und steht für soziale Verantwortung. Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort „diakonos“ ab und bedeutet Diener oder Helfer. In den ersten Jahrhunderten wirkten Diakone in der Armen- und Krankenpflege oder als Gehilfen des Bischofs in der Gemeindeverwaltung und beim Gottesdienst. Seit dem fünften Jahrhundert verlor der Diakonat als eigenständiges Amt an Bedeutung. Erst das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) belebte es neu. Papst Paul VI. richtete es am 18. Juni 1967 als eigenständige hierarchische Stufe wieder ein. Im Kölner Dom weihte Weihbischof Augustinus Frotz am 28. April 1968 die weltweit ersten fünf verheirateten Männer zu Ständigen Diakonen.
Jahrelang hatte sich Frotz für die Einführung des „Diakons der Urkirche“ stark gemacht. Ihm überließ der damalige Kölner Kardinal Josef Frings die Weihe, weil der 81-jährige Erzbischof blind war und die entsprechenden liturgischen Texte nicht auswendig kannte. Die Ausbildung der Diakone dauert vier Jahre. Die Ehefrau muss die Entscheidung ihres Mannes mittragen und wird dazu im Weihegottesdienst offiziell befragt. Weltweit sind heute rund 45.000 Ständige Diakone tätig, die meisten davon in den USA. In Deutschland arbeiten etwa 3.300. Von ihnen üben rund 1.225 das Amt hauptberuflich aus, 2.070 haben daneben einen Zivilberuf.
Diakone wirken heute in der Liturgie und Verkündigung mit. Sie können und sollen Wortgottesdienste leiten, Bibelkreise organisieren und sich gemäß dem frühchristlichen Vorbild Aufgaben der Caritas und sozialen Hilfswerken widmen, wie vom Papst in einem Dekret bestimmt. All diese Aufgaben soll der Diakon in „vollkommener Gemeinschaft“ und unter Führung des zuständigen Bischofs und Priesters wahrnehmen. Immer wieder gibt es eine Diskussion über das Profil des Diakons, weil sich eine scharfe Trennlinie zum Aufgabenbereich der Priester nicht ziehen lässt. Und umgekehrt werden manche seiner Tätigkeiten – etwa Beerdigungen – auch von Laien wahrgenommen.
Gleiche Würde der Geschlechter
Schon nach dem Zweiten Vaticanum wurde unter Berufung auf die gleiche Würde der Geschlechter auch der Ruf nach einer Diakonenweihe von Frauen laut. Auch in der frühen Kirche waren Diakoninnen in speziellen Diensten der Gemeinde tätig, etwa in der Glaubensunterweisung, der Armenfürsorge und der Arbeit mit Frauen. Sie hatten aber nach Einschätzung vieler Kirchenhistoriker keine Funktion am Altar. Die Deutsche Bischofskonferenz lehnte eine Diakoninnenweihe immer wieder mit dem Argument ab, dass eine Teilhabe von Frauen am kirchlichen Weiheamt nicht möglich sei.
Papst Franziskus hat eine wissenschaftliche Kommission zur Untersuchung der Geschichte des Frauendiakonats berufen. Sie soll sich mit dem Amt weiblicher Diakone befassen, „vor allem mit Blick auf die frühesten Zeiten der Kirche“, heißt es. Vielfach war die Ankündigung so verstanden worden, als sei damit auch die Prüfung einer möglichen Zulassung von Frauen zum Diakonat verbunden. Franziskus selbst wandte sich allerdings gegen solche Deutungen und betonte, die Kommission solle lediglich die Rolle von Diakoninnen in der frühen Kirche untersuchen.
Die Frage sei „komplexer, als man meint“, betont der Vizevorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode. Man könne den Diakonat für Männer nicht einfach auf Frauen übertragen. Zudem sollte man beim Diakonat der Frau nicht nur von der Tradition ausgehen. Bode: „Wir müssen auch der Tatsache gerecht werden, dass Frauen heute in hohem Maße verantwortungsvolle Tätigkeiten in der Kirche übernehmen.“