Architektenwettbewerb: Wohnen in der Kirche

St. Laurentius

Gregor Schultheis, Kirchenvorstand St. Hippolytus stellte den Sieger zwo+ Architekten, Bochum und dessen Entwurf vor. (Foto: privat)

Gelsenkirchen. Das Bochumer Büro „zwo+Architekten“ hat den Architektenwettbewerb gewonnen, den die Pfarrei St. Hippolytus in Gelsenkirchen-Horst 2017 zur Umnutzung der St.-Laurentius-Kirche ausgeschrieben hatte. Ein 16-köpfiges Preisgericht unter Leitung des von Michael von der Mühlen, Staatssekretär a.D. und ehemaliger Stadtbaurat in Gelsenkirchen, sprach sich unter vier eingereichten Planungsvorschlägen für den Entwurf der Bochumer aus.  Demnach könnten in und an der Kirche 30 Wohnungen mit möglicher Betreuung entstehen. Beteiligt waren auch Gemeindevertreter, Vertreter der Denkmalpflege und des Bauordnungsamtes.

„Die architektonische Grundidee ist es, die St. Laurentius Kirche umzubauen, ohne das äußere Erscheinungsbild maßgeblich zu verändern. Die Kubatur des Kirchengebäudes mit dem prägnanten frei stehenden Kirchturm bleibt weiterhin als städtebauliche Marke erhalten und wird durch einen untergeordneten Anbau im Norden erweitert. Gleichzeitig macht die Bauweise der Kirche dieses Projekt erst möglich, nicht jede Kirche ließe sich so umbauen“, sagt Berthold Hiegemann, Projektleiter des Pfarrentwicklungsprozesses der Pfarrei und gleichzeitig Pfarrgemeinderatsvorsitzender.

Das Kirchenschiff biete im Inneren Platz für vier Wohngeschosse mit insgesamt 20 Seniorenwohnungen. Ein zweigeschossiger Anbau, der sich im Norden an den ehemaligen Altarbereich der Kirche angliedert, fasst auf zwei Geschossen 10 Wohnungen. Die Haupterschließung der neuen St. Laurentius Kirche  bleibt im Süd-Westen der Kirche, an ursprünglicher Stelle. Alle Wohnungen im ehemaligen Kirchenschiff sollen als Seniorenwohnungen barrierefrei erschlossen werden und haben private Freibereiche in Form von Terrassen, Gärten, Balkonen und Loggien.

Im jetzigen Altarbereich ist ein Bewohnercafé geplant. An dieser Stelle soll der ehemalige Kirchenraum als Ganzes erlebbar bleiben und zusammen mit den bestehenden Kirchenfenstern im Osten und dem Rundmosaik von Ludwig Baur eine hohe Aufenthaltsqualität für die neuen Bewohner bieten. Im ersten Obergeschoss soll die Orgelbühne erhalten und zu einem Veranstaltungsraum umfunktioniert werden. Das Bochumer Architekten-Büro hat 2015 und 2017 das Paulus-Quartier in Essen und die Markuskirche in Gelsenkirchen-Hassel zu Wohnzwecken umgebaut.

Katechetisches Zentrum für Gesamtpfarrei

„Wir haben mit Unterstützung des Bistums einen hochprofessionellen Wettbewerb durchgeführt“, erläutert Hiegemann. „Unser Ziel war es , in der unter Denkmalschutz stehenden Kirche  ‚Service-Wohnen für Senioren‘ entstehen zu lassen.“ Der  Denkmalbehörde sei wichtig gewesen, die Wiedererkennung des Kirchengebäudes und des ehemaligen Kirchenraumes zu ermöglichen.

Erster Ansprechpartner für die Umsetzung dieses Bauprojekts ist das  Haus Marienfried, das angrenzend an das Kirchengelände ein Seniorenheim betreibt. „Wir werden den Vorschlag genau prüfen, um dann eine Entscheidung bezüglich der Umsetzung zu fällen“, sagt Pfarrer Wolfgang Pingel, der auch Vorstandsvorsitzender des Trägervereins ist. „Ein solches Projekt, das sich kostenmäßig im deutlich siebenstelligen Bereich bewegt, muss gewissenhaft und genauestens geprüft werden.“

Das Gemeindezentrum von St. Laurentius wurde inzwischen zum „Katechetischen Zentrum“ der Pfarrei umfunktioniert. Hier findet zukünftig die Kommunion- und Firmkatechese der Gesamtpfarrei statt. Hierzu waren kleinere Umbaumaßnahmen im Saal sowie eine neue Bestuhlung notwendig, die durch den Förderverein St. Laurentius finanziell unterstützt wurde. Außerdem hat die dort ansässige KjG in Eigenregie bei laufendem Betrieb das Jugendheim renoviert.

Die Fördervereine spielen auch in der weiteren Zukunft der Pfarrei eine besondere Rolle: So hat in St. Clemens in Sutum der Förderverein den neuen Anstrich des Gemeindezentrums mitfinanziert. Und in St. Marien in Karnap wird das Gemeindezentrum am Meersternweg seit einigen Monaten durch den Förderverein verwaltet. „Hier ist das Ziel, die Unterstützung durch die Pfarrei so klein wie möglich zu halten beziehungsweise im Idealfall ganz darauf zu verzichten, um den Pfarrei-Etat weitergehend zu entlasten“, sagt Ralf Berghane, Verwaltungsleiter der Pfarrei. Denn an den engen finanziellen Rahmenbedingungen habe sich nichts geändert.

Ihr Votum zum Pfarrei-Entwicklungsprozess hat die Pfarrei St. Hippolytus bereits 2015 unter breiter Beteiligung der Gläubigen verabschiedet. So habe man zu vielen guten Gedanken und Lösungen gefunden. „Das hätten die Verantwortungsgremien allein nicht befriedigend leisten können. Und deswegen gibt es in der Pfarrei nun auch eine große Akzeptanz für unsere Pläne“, betont Hiegemann.

Boris Spernol