
Peter Weingarten (Foto: St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH).
Es ist ihm nicht leicht gefallen, aber bei aller Wehmut ist er auch erleichtert. 23 Jahre hat Peter Weingarten als Geschäftsführer bei der St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH gewirkt – konsequent und mit Weitsicht. Unter seiner Ägide ist das Unternehmen gewachsen, ist zu einem der größten Arbeitgeber in der Revierstadt geworden. Und der 58-jährige gelernte Banker und studierte Volkswirt, der schon seit 30 Jahren im Krankenhaussektor tätig ist, hätte gerne auch noch eine Zeit weitergemacht. Aber es ging nicht weiter wie bisher, sagt er.
Deswegen hat er im Herbst um die vorzeitige Auflösung seines Vertrags gebeten. Am Montag wurde er mit einem Empfang im Augustinus-Haus offiziell und herzlich verabschiedet. Formal ausgeschieden ist er indes bereits zum Jahreswechsel. Insgesamt drei Monate musste er 2017 aus gesundheitlichen Gründen aussetzen. Zu Hause habe er viel Zeit zum Nachdenken gehabt, sich mit Freunden beraten, letztlich auf das Wort seines niedergelassenen Arztes gehört. „Ich habe zwei Warnschüsse vor den Bug gekriegt“, sagt er. Zunächst bekam er im Sommer wegen einer Herzerkrankung sechs Stents gesetzt. „Und dann kam auch noch ein Blasenkarzinom dazu, und ich fand mich im Urlaub in Nambia auf der Intensivstation eines Krankenhauses wieder – eine hervorragende Klinik übrigens, die haben sich hingebungsvoll um mich gekümmert“, berichtet Weingarten. Das seien deutliche Zeichen dafür gewesen, dass es so nicht weitergehen durfte – mit zu langen Arbeitstagen und zu wenig Urlaub.
Weingarten geht mit seiner gesundheitlichen Situation bewusst offen um. „Man fällt ja auch bei all der Arbeit einem gewissen Wahn anheim: dem der eigenen Unbesiegbarkeit. Das wird einem durch solche Ereignisse relativ klargemacht, dass das eine ziemlich idiotische Sichtweise ist“, sagt der Manager – und fügt an: „Auf die Signale des Körpers zu hören ist wichtig, viele machen das nicht.“ Seine Entscheidung aufzuhören, sei auch im Interesse des Unternehmens, so Weingarten. „Wenn man ein Projekt anfängt, von dem man sich nicht sicher ist, ob man es auch erfolgreich zu Ende bringt, sollte man es gleich lassen“ – lautet sein Credo.
Doppelspitze als Ziel
Dass die St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH im Mai Susanne Minten als zusätzliche Geschäftsführerin bestellt hatte, wird nun zu einer glücklichen Fügung. Sie sollte das Unternehmen an sich gemeinsam mit Weingarten im Duett leiten. „Ich habe das mitbetrieben, eine Doppelspitze einzuführen, weil der Laden inzwischen doch schon groß geworden ist, so dass einer allein auch an Belastungs- und Leistungsgrenzen stößt“, sagt Weingarten. „Und dieser Wille, eine Doppelspitze zu etablieren, besteht auch nach wie vor. Die Suche nach einer zweiten Person in der Geschäftsführung hat schon begonnen. Doch das wird wohl noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.“ Solange muss Susanne Minten die Dinge weiterhin alleine verantworten.
Weingarten geht als Geschäftsführer in einer Situation, in der St. Augustinumit einer Mehrheitsbeteiligung bei den Katholischen Kliniken Emscher-Lippe einsteigt (KKEL). Doch deshalb steht er dem Unternehmen zunächst als Berater weiter zur Verfügung. Die strukturellen Probleme bei der KKEL müssten schnell angegangen werden, weiß Weingarten. Und daran möchte er noch mitarbeiten.
St. Augustinus ist mit dem Einstieg bei der KKEL zum viertgrößten katholischen Krankenhausträger in Nordrhein-Westfalen geworden. Ob ihn das stolz mache? „Die reine Größe alleine macht nicht glücklich“, sagt er und ergänzt mit Understatement: „Ich bin zumindest stolz darauf, dass ich hier ein Unternehmen übergebe, was wirtschaftlich in einigermaßen gesicherten Verhältnissen ist. Absolute Sicherheit gibt es nie, insbesondere nicht in der Krankenhausszene und im Sozialbereich, wenn man Altenheime, Kinderheime und Kindergärten hinzuzählt.“
Aus einer Beratertätigkeit wolle er „kein neues Geschäftsmodell“ machen, betont Weingarten. Das wäre viel zu arbeitsintensiv, wenn man es ernsthaft betreiben wollte. „Dann hätte ich auch hier weitermachen können“, sagt er und spricht von einer „Abkling- oder Abkühlphase“, um dann ganz in den Ruhestand zu treten.