Neue Möglichkeiten: St. Barbara hofft auf Verlängerung als Projektgemeinde

Neuer Vorstand von St. Barbara: Jörg Stratenhoff (Schriftführer), Martin Linne (1. Vorsitzender) und Rolf Keuchel (Beisitzer) (v. l.). (Foto: Judith Lorenz)

Anderen Kirchengemeinden Mut machen und neue Methoden zeigen: Die Mitglieder von St. Barbara im Norden Duisburgs haben dem Bistum Essen vor rund zwei Jahren ein neues Konzept der Gemeindeerhaltung geboten und hoffen damit auf eine neue Perspektive. Mit der Fusion der Pfarreien St. Johann und St. Norbert im Jahr 2015, hatte die Gemeinde St. Barbara keine Kirchensteuermittel mehr für Erhalt und Betrieb von Kirche und Gemeinderäumen erhalten – die Kirche sollte geschlossen werden. Dagegen lehnten sich viele Mitwirkende in Röttgersbach auf und und entwickelten den Entwurf für eine neue Gemeindeorganisation.

Die Finanzierung läuft nun nicht mehr über das Bistum, sondern über einen Förderverein mit rund 160 Mitgliedern. „Alle zahlen einen Beitrag, aber dabei ist jedem vollkommen frei, wie viel er zahlt. Jeder so, wie er kann“, sagt Martin Linne, Vorstand der Gemeinde. Die restlichen Einnahmen sind Erträge aus Veranstaltungen, Raumvermietungen, Kurse in den Kirchgebäuden und auch Einzelspenden. Denn rund 40000 Euro muss die Gemeinde jährlich erwirtschaften, um die Kosten wie beispielsweise für Heizung und Beleuchtung in der Kirche sowie anfallende Reparaturen finanzieren zu können. 2015 hatte das Bistum das Projekt vorläufig für drei Jahre genehmigt. In diesem Jahr entscheidet sich nun, ob es weiter geht. „Wir sind zuversichtlich, dass wir eine Verlängerung genehmigt bekommen. Unser Ziel ist sogar dieses Mal eine Befristung von zehn Jahren oder gar ein unbefristeter Vertrag“, erklärt der Vorsitzende.

Ökumenische Zusammenarbeit

Vor einem halben Jahr hat Martin Linne die Aufgabe des Vorstandes übernommen und zusammen mit anderen ehrenamtlichen Mitgliedern neue Projekte angedacht. Außer bisher durchgeführten Angeboten wie Musicals, Konzerte, Gemeindefeste sowie Yogastunden oder einem IT-Kurs streben die Ehrenamtlichen eine engere Zusammenarbeit mit dem anliegenden Kindergarten an. Denn die Kinder seien die Zukunft der Gemeinde, so Linne. Und nicht nur das: „Wir sind auch dabei, Kontakt zur evangelischen Kirchengemeinde unseres Stadtteils aufzunehmen – wir denken an eine ökumenische Zusammenarbeit“, so Linne. Der Vorstand habe gemerkt, dass solche Angebote in der Gemeinde Zuspruch finden, es komme nicht immer auf den katholischen Kontext an. Grundsätzlich seien die Angebote in St. Barbara zudem nicht nur für Gemeindemitglieder, sondern eine Einladung, die sich an den gesamten Stadtteil richtet, erklärt der Vorstand.

Doch auch Gottesdienste sind weiterhin wichtig: jeden Sonntag findet eine Messe mit Eucharistiefeier statt, dafür kommt extra ein Priester aus Hamborn. Denn nach der Verabschiedung des Pastors im September 2016 ist kein Priester mehr dauerhaft in St. Barbara präsent. Auch Hochzeiten, Taufen und Kommunionunterricht sind weiterhin in St. Barbara möglich. Die Kombination aus Neuem und Altem sei die Zukunft: „Es macht einfach Spaß zu sehen, dass Sachen funktionieren“, sagt Linne. Viele Gemeinden, die nun auch vor der Schließung stehen, haben bereits Kontakt zu St. Barbara aufgenommen und interessieren sich dafür, ob eine positive Zukunftsperspektive für sie möglich ist. Der Vorstand ist zuversichtlich, dass selbstständige Gemeinden die Lösung für das Bistum sein könnten. „Es ist besser, neue Möglichkeiten zu bieten, als sich darüber zu beschweren, dass die Kirche geschlossen wird“, sagt Linne.

Judith Lorenz