Dominikaner distanzieren sich von Wolfgang Ockenfels

Das Engagement von Dominikanerpater Wolfgang Ockenfels (71) für die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung sorgt für Kritik in den eigenen Reihen. Die Haltung von Ockenfels zur AfD sei „seine persönliche Einzelmeinung und wird von der Provinzleitung nicht geteilt“, heißt es in einer in Köln veröffentlichten Stellungnahme der Dominikanerprovinz Teutonia, die den Osten und Nordwesten Deutschlands umfasst. Ockenfels leitet das Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg bei Bonn, das sich dafür einsetzt, Prinzipien der katholischen Soziallehre im Politikbetrieb Geltung zu verschaffen. Zudem ist er Chefredakteur der Zeitschrift „Die Neue Ordnung“. Im März gab die Desiderius-Erasmus Stiftung seine Berufung in das Kuratorium bekannt; die konstituierende Sitzung fand am 18. Juni statt.

„Gegenwärtig nehmen wir in den europäischen Gesellschaften eine besorgniserregende Entwicklung wahr“, heißt es in der von Provinzial Peter Kreutzwald unterzeichneten Erklärung. „Nationalistische Tendenzen werden zunehmend über die Idee eines gemeinsamen Europas gestellt – so auch festgehalten im Grundsatzprogramm der AfD.“ Damit einher gehe „der wachsende Gebrauch einer verrohenden und plakativ – vereinfachenden Sprache der Abgrenzung und Abschottung, die bisweilen gar in offene Feindseligkeit mündet“. „Kerngeschäft“ des Dominikanerordens sei „die Verkündigung der guten Botschaft Jesu ausdrücklich ‚zum Heil aller Menschen'“, schreibt Kreutzwald. „Als Predigerorden ist es unsere Aufgabe, in einer vernünftigen Sprache differenziert und ausgewogen die gegenwärtigen Herausforderungen ins Wort zu bringen.“

Zuvor hatte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) das Engagement von Ockenfels als „skandalös“ bezeichnet. In einem Interview mit der „Tagespost“ verteidigte sich der Dominikanerpater. Er führe lediglich Gespräche mit einer Partei und ihrer Stiftung, „die das programmatische Defizit der CDU zu kompensieren versucht“. Er selbst, so Ockenfels, sei seit über 50 Jahren Mitglied der CDU, „allerdings mit wachsendem Missvergnügen“. Er habe der Partei „einiges ins Stammbuch geschrieben. Aber Kritik an der Merkel-Linie ist nicht erwünscht.“

Ob sich Ockenfels‚ Positionen mit seiner Mitgliedschaft in der CDU vereinbaren lassen, ist in der Partei derzeit offenbar kein Thema. Aus der CDU ausgeschlossen werden kann ein Mitglied laut Statut, „wenn es vorsätzlich gegen die Satzung der Partei oder erheblich gegen deren Grundsätze oder Ordnung verstößt und ihr damit schweren Schaden zufügt“. Einen entsprechenden Antrag müsste der zuständige Kreisverband formulieren. Dem Kuratorium der Desiderius-Erasmus-Stiftung gehören 27 Personen an; Vorsitzender ist das langjährige CDU-Mitglied Max Otte. Den Vorsitz der Stiftung hat Erika Steinbach inne. Die ehemalige Bundestagsabgeordnete ist inzwischen aus der CDU ausgetreten.

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