Mehrere deutsche Bischöfe haben angesichts massiver Kritik Papst Franziskus den Rücken gestärkt. Der Passauer Bischof Stefan Oster schreibt auf seiner Internetseite, er sehe keinen Papst, der die Lehre umstürzen oder sein eigenes Süppchen kochen wolle. „Ich sehe einen, der die Kirche konsequent in einen Weg der Erneuerung führen will, die weder einfach liberal noch konservativ ist.“ Oster bezieht sich ausdrücklich auf Vorwürfe von Erzbischof Carlo Maria Vigano, Franziskus habe in der Missbrauchsaffäre um Kardinal Theodore McCarrick mehr und früher Bescheid gewusst als später bekannt. Vieles von dem, so der Bischof weiter, „was in der Kirche nur eitel, nur lügenhaft oder sogar böse und verbrecherisch ist,“ komme nicht deshalb zum Vorschein, weil der Papst in seiner Führung Fehler machen würde. Vielmehr leuchte durch seine Verkündigung und Praxis ein Licht auf, „in dem erst deutlich wird, wie viel Dunkles, wie viel Abgründiges in der Kirche auch da ist“.
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf rief zu Gebet und Unterstützung für den Papst auf. „Es wird Zeit, sich hinter den Papst zu stellen und seine Bemühungen um Aufklärung, Aufarbeitung und Prävention zu unterstützen“, schrieb er auf seiner Facebook-Seite. „Von einigen“ werde der Franziskus seit Beginn seines Pontifikats angegangen; die Spitze dieser Bewegung bündele sich in den aktuellen Vorwürfen. Damit sei der Boden einer sachlichen Kritik verlassen, so der Bischof.
Auch der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst verlangt mehr Rückendeckung für Papst Franziskus. „Ich stehe hinter dem Papst der katholischen Kirche und unterstütze sein Bemühen um Aufklärung und Aufarbeitung“, schrieb Fürst am Montag auf Twitter. Und weiter: „Ich folge ihm auf dem Weg der Erneuerung der Kirche, den er seit Beginn seiner Pontifikats konsequent geht.“ Seit Beginn seines Pontifikats gehe Franziskus konsequent den Weg der Erneuerung der Kirche, und er selbst folge ihm, so Fürst.
Die Initiative „Wir sind Kirche“ rief die deutschen Bischöfe auf, Franziskus bei der weiteren Aufklärung „sexualisierter klerikaler Gewalt“ zu unterstützen. So offen und direkt, wie sich Franziskus in seinem Brief vom 20. August zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche und zu den Fehlern der Kirchenleitung geäußert habe, habe dies noch kein Papst zuvor getan. „Dafür verdient er großen Respekt, aber auch jede Unterstützung“, heißt es in einer Erklärung. Die Forderung von Erzbischof Vigano nach einem Rücktritt des Papstes sei ein „beispielloser Vorgang“, so die Gruppe weiter. Vigano wirft Franziskus Versäumnisse im Umgang mit einem ranghohen homosexuellen Geistlichen vor. Der Papst habe nicht auf Viganos Hinweis von 2013 reagiert, Erzbischof McCarrick habe „Generationen von Seminaristen und Priestern verdorben“. Auch habe Franziskus es ignoriert, dass Papst Benedikt XVI. (2005-2013) McCarrick bereits 2009 oder 2010 mit Sanktionen belegt habe. Bestätigt sind solche Maßnahmen bisher nicht.
Bereits am Wochenende hatte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick dazu aufgerufen, sich nicht mit der „pessimistischen und resignativen“ Feststellung einer aus den Fugen geratenen Welt abzufinden. Er verwies dabei auf die Ereignisse in Chemnitz, aber auch „Missbrauch und Kämpfe im Vatikan“.