Solidarisch mit arabischen Christen

Bereits zum sechsten Mal treffen sie sich 2018 in Essen zu ihrem jährlichen Ordenstag: die Ordensdamen und -Ritter des zurzeit gut 50 Mitglieder zählenden Patriarchalischen (Laien-)Ordens vom Heiligen Kreuz zu Jerusalem. Wenn Statthalter Thomas Dautzenberg an diesem Samstag um 10 Uhr mit vielen anderen Ordensgeschwistern die Münsterkirche betritt, dann wird auch der melkitische Jerusalemer Erzbischof Yaser (Joseph) Ayyash in den Chorraum einziehen. Er feiert mit den Ordensmitgliedern und allen interessierten Christen die knapp zweistündige Liturgie im byzantinisch-ostkirchlichen Ritus. Der mit Rom verbundene Orden bemüht sich um die Pflege dieser Liturgie. Sozial aktiv ist er darüber hinaus für arabische und lateinische Christen im konfliktbelasteten Nahen und Mittleren Osten.

(Foto: Thomas Dautzenberg)

„In Essen sind wir gern gesehene Gäste“, sagt Dautzenberg. Das Domkapitel und der Bischof, ergänzt er, hießen die Damen und Ritter an der Ruhr immer freundlich willkommen. Schließlich sind die Aktiven des ausgewählten Kreises, die die byzantinisch geprägte Liturgie feiern, zu Hause zwischen Schleswig-Holstein und München als aktive katholische Christen engagiert.

Hilfsprojekte für Kindergärten

„Wir können Gott und den Gottesdienst“, sagt Dautzenberg, „in dieser Liturgie besonders ganzheitlich, also mit all unseren Sinnen feiern.“ Beispielhaft dafür sei die Musik in der Liturgie. Auch die Fürbitten werden – zuweilen mehrfach wiederholt und klangvoll begleitet – auf diese Weise zu Meditationen, in der Beter Wünsche einbringt. Als Gemeinschaft ist der melkitisch-katholische Orden eine bewusst geistlich lebende Gruppe, die die Bewerberinnen und Bewerber vor ihrer Mitgliedschaft zunächst kennenlernt. Wenn die religiöse Orientierung und die Chemie für die einzelnen Bewerber und die Ordensgruppe zusammenpassen, entscheidet ein Großmeister des Patriarchalischen Ordens letztlich über eine Aufnahme.
In Erzbischof Ayyash kommt ein Mann nach Essen, der die Situation der Menschen in Jordanien, dem Libanon, in Israel und auch in den Palästinensergebieten gut kennt: „Die Ursprungsländer des Christentums dürfen nicht zum Museum werden“, sagt Dautzenberg. Das ist wichtige Überzeugung der Ordensmitglieder.

So denken auch die rund 100 Förderinnen und Förderer, die sich für den Verbleib von Christen dort stark machen. In seinen Hilfsprojekten kümmert sich der Orden beispielsweise um Kindergärten in Jerusalem und im arabischen Beit Sahour nahe des Betlehemer Hirtenfeldes, um Augenoperationen für Menschen in Beirut und Damaskus sowie um ein Waisenhaus im Libanon. Entscheidend ist die gleichzeitige Unterstützung von arabisch-muslimischen Menschen und Christen des nahen Ostens.

Ayyash, von 2007 bis 2015 Kirchenoberhaupt der griechischen Melkiten in Jordanien, bedauert die Auswanderung vieler Christen aus seiner jordanischen Heimat. Der heutige Jerusalemer Melkiten-Bischof ist auch ein großer Fürsprecher des interreligiösen Dialogs im Nahen Osten. Frieden muss wachsen, dafür will der melkitische Orden durch seine Nähe zu den Menschen einen Beitrag leisten. Im Essener Dom kommt das Gebet um Frieden und Verständigung sprachlich allerdings nur am Rande zum Ausdruck. Nicht das politische, sondern die Nähe zu Christen und anderen Menschen der Region zähle für seine Gemeinschaft, erklärt Dautzenberg. „Im Dom fast unausgesprochen, verbindet uns dieses Anliegen“. Auch bei der Jahrestagung des Ordens Mitte September im Kardinal-Hengsbach-Haus.

Zum Programm der Tage auf der Dahler Höhe gehören für die Ordensgeschwister neben den wichtigen Begegnungen zwei abendliche Vorträge: über Syrien und ein Gesprächsimpuls des Erzbischofs über das Leben 2018 im auch von Flüchtlingen bewohnten Jordanien und in Israel. Eine zweite byzantinische „Göttliche Liturgie“ feiert der Orden am 16. September, 9 Uhr, in St. Ludgerus, Essen-Werden.