Die Diskussion um ein Knallerverbot an Silvester hält weiter an. Dabei lehnen der Deutsche Städte- und Gemeindebund und CDU-Vize Julia Klöckner den Vorstoß der Deutschen Umwelthilfe für schärfere Vorschriften gegen Silvesterböller ab. Aus den Kirchen kommen unterdessen Aufrufe, zumindest auf einen Teil des Feuerwerks zu verzichten und das gesparte Geld für einen guten Zweck zu spenden.
„Wir sollten Feuerwerk als Brauchtum respektieren. In Deutschland ist es langjährige Tradition, das neue Jahr mit einem Feuerwerk zu begrüßen“, sagte Gerd Landsberg, der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag). „Die Menschen bringen damit ihre Lebensfreude, aber auch ihre Hoffnung auf ein glückliches neues Jahr zum Ausdruck. Das sollten wir akzeptieren.“ Es fehle ohnehin nicht an Vorschriften und Verboten. „Man kann nur davor warnen, mit weiteren Verboten die Menschen zu bevormunden.“ Allerdings müssten Sicherheitsanforderungen streng beachtet werden.
CDU-Vize Julia Klöckner sprach sich im „Spiegel“ (Samstag) ebenfalls gegen strengere Vorschriften aus. Die geltenden Regeln reichten aus, sagte die Bundeslandwirtschaftsministerin. Die Umwelthilfe hatte gefordert, Feuerwerk aus Innenstädten mit hoher Feinstaubbelastung zu verbannen. Beim vergangenen Jahreswechsel waren zudem zwei Menschen durch Böller ums Leben gekommen; jedes Jahr werden Hunderte an Silvester teils schwer verletzt.
Dass es immer wieder „Deppen“ gebe, die ihre Mitmenschen in Gefahr brächten, komme leider auch in anderen Bereichen des Alltags vor, so Klöckner. Es könne nicht angehen, dass „diejenigen, die sich fehlverhalten, das Leben derer bestimmen, die sich ordentlich verhalten“. Den Vorstoß der Umwelthilfe nannte sie bevormundend. Er beeinträchtige das „Verantwortungsbewusstsein“ der Bürger.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick schlug unterdessen einen freiwilligen Verzicht auf Feuerwerk vor. An den Slogan „Brot statt Böller“ solle man denken, bevor man Silvesterraketen kaufe, schrieb er am Freitag auf Facebook und Twitter. Der katholische Weltkirche-Bischof ergänzte, mehr als 800 Millionen Menschen weltweit hungerten: „Mit dem Geld für unnötigen Krach und Luftverschmutzung könnt ihr Menschen vor dem Hungertod retten. Caritas und Diakonie leiten Eure Spende weiter.“
Unter dem Motto „Brot statt Böller“ ruft das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt zum Jahreswechsel wieder zu Spenden auf. Die Aktion sei „eine Einladung an alle, denen Silvesterfeuerwerk mit Böllern und Krachern eher Unbehagen bereitet“, sagte Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel. Das Glitzern am Nachthimmel sei von kurzer Dauer – die Freude, mit Menschen weltweit etwa vom eigenen Wohlstand geteilt zu haben, halter dagegen viel länger vor. Laut Brot für die Welt wurden im vergangenen Jahr in Deutschland zu Silvester rund 137 Millionen Euro für Feuerwerksartikel ausgegeben. Die Aktion „Brot statt Böller“ gibt es seit 1981.