Lange hat sich die katholische Gemeinde auf der Margarethenhöhe darauf vorbereitet, am Samstag, 30. März, ist es endlich soweit: Ehrenamtliche übernehmen offiziell die Leitung – 12 gewählte Männer und Frauen der Gemeinde. Den Segen dazu gibt der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, bei einer Gründungsmesse um 18 Uhr in der Kirche „Zur Heiligen Familie“ am Ginsterweg (S. Foto). Danach feiert die Gemeinde den Neustart weiter bei einer Party mit Livemusik im benachbarten Gemeindezentrum.
„Wir freuen uns, selbstverwaltete, lebendige und eigenständige Gemeinde an diesem Abend zu feiern“, heißt es in der Einladung. Neben echter Freude ist bei vielen Ehrenamtlichen auch ein bisschen Stolz spürbar. Denn nach ereignisreichen Jahren mit dem Weggang des letzten Pastors Rainer Streich nach Duisburg und nach dem plötzlichen Tod der Gemeindereferentin Andrea Hurlebusch standen die Gläubigen zunächst relativ alleine da.
„Doch wir haben es alle zusammen geschafft.“ Jetzt steht die Gemeinde nicht vor dem Aus, sondern vor einer auch bistumsweit eher außergewöhnlichen Zukunft: Die Geschicke lenkt jetzt ein zwölfköpfiges Team aus Ehrenamtlichen.
Das so genannte Gemeindeleitungs-Team, kurz GLT, haben die Gläubigen auf der Margarethenhöhe im vergangenen November mit einer Wahl legitimiert – 18 Kandidatinnen hatten sich zur Wahl gestellt. „Wir sind dankbar über so viele verschiedene Talente. Daher gehen wir optimistisch nach vorne“, erklärt Britta Pöllen, eine von drei Sprecherinnen des GLT. Das Ziel: „Eine große Familie zu sein, generationsübergreifend, mit Toleranz und Wertschätzung, vom Glauben an Jesus Christus angetrieben und getragen.“
Hurlebusch und Streich hatten so viele ehrenamtliche Strukturen geschaffen, dass die Gemeinde nicht in Lethargie verfiel, sondern das Angebot des Bistums annahm, sich künftig selbst zu organisieren. Gemeinsam mit dem Essener Jesuiten-Pater Lutz Müller begann ein mehrmonatiger Prozess, zu dem alle Gemeindemitglieder eingeladen waren. „Unsere Organisationsform stand dabei ganz am Ende“, betont Leisen. Vielmehr sollte zunächst einmal jeder selbst überlegen, in was für einer Form von Gemeinschaft er seinen christlichen Glauben leben möchte.
„Der Geist ist ein anderer geworden“
Nach und nach habe sich dann daraus auch die Organisation entwickelt – und nicht nur das, sagt Pöllen. Durch die mehrmonatige Arbeit „ist auch der Geist in unserer Gemeinde ein anderer geworden.“ Heute sei das Leben in Hl. Familie viel generationsübergreifender, „und die verschiedenen Angebote sind enger miteinander verzahnt“. Außerdem seien Respekt und Toleranz füreinander gewachsen, gerade zwischen den Menschen, die ihren Glauben eher traditionell leben – und denen, die auf neue Formen setzen.
Konkret steht das Leben in Hl. Familie nun auf sieben „Säulen“, wie das Leitungsteam die Arbeitskreise nennen, in denen die verschiedenen Angebote der Gemeinde entwickelt und koordiniert werden. Zu Themen wie „Liturgie und Kirchenmusik“, „Kinder, Jugendliche und junge Familien“, „Caritas und Soziales“, aber auch „Organisation“ oder „Finanzen und Immobilien“ treffen sich regelmäßig Freiwillige, die zu diesem Thema in der Gemeinde mitarbeiten möchten – die jeweiligen Sprecher der „Säulen“ sind Mitglieder des Gemeindeleitungs-Teams. „Es gibt bei uns viele Talente, aber nur den einen Geist“, zitiert Pöllen frei aus einem Brief des Apostels Paulus, „die Basis für unsere Arbeit ist die Botschaft Jesu“.
Das Bistum Essen unterstützt das Modellprojekt im Rahmen des Zukunftsbilds „Du bewegst Kirche“ bewusst. Denn das, was an diesem Samstag auf der Margaretenhöhe nun offiziell in Essen Premiere feiert, könnte auch in weiteren Gemeinden des Bistums Realität werden. Die Duisburger Gemeinde Sankt Barbara in Duisburg wird bereits seit 2014 von einem ehrenamtlichen Team geleitet. Vorbereitet wird ein solches Modell auch für die Oberhausener Liebfrauen-Gemeinde.