„Euch schickt der Himmel“

Laura läuft fast wie in Trance mit ihrer Schubkarre. Hin und Her. Rindenmulch aufladen, wegfahren, ausschütten, zurückfahren, aufladen und ausschütten, wegfahren und zurückfahren. So geht das schon seit Stunden. „Ich habe schon Blasen“, sagt sie, zieht ihre gelben Arbeitshandschuhe aus, zeigt stolz ihre Hände und grinst. „Nicht so schlimm.“ Und macht weiter. Hinter ihr machen sich Lukas und Benjamin an einem schweren Rohr zu schaffen.

Peter Boeff beobachtet die Szenerie und strahlt. „Wie heißt noch mal euer Motto? ‚Uns schickt der Himmel‘, oder? Ja, ich finde, das ist wirklich so: Euch hat der Himmel geschickt“, sagt er und schaut sich zufrieden um. Auf dem 1,5 Hektar großen ehemaligen Zechenareal, das der Förderverein Grünlabor Biomassepark Hugo in Buer bewirtschaftet, wimmelt es vor Kindern und Jugendlichen und einigen junggebliebenen Helfern in leuchtend grünen T-Shirts. Gut 60 an der Zahl.

Der 67-Jährige ist Vorsitzender des Fördervereins. Ein „kleiner Haufen“, wie er selbst sagt, von elf Leuten. „Es gut, dass wir auch mal ein paar kräftige junge Männer hier haben, die anpacken können“, bekräftigt seine Frau Ute, während im Hintergrund gesägt, gehämmert und gefräst wird. Hinter ihr ragen schon acht gut vier Meter lange Holzpfosten in den Himmel, verbunden mit acht ebenso langen Balken. „Das ging ja alles so schnell“, sagt Peter Boeff und lacht. Er freut sich. Und vor allem ist er erleichtert.

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Erfolgreich hatte sich der Förderverein im Frühjahr bei der Klima-Challenge Ruhr beworben, um eine Pergola zu errichten. „Da waren wir etwas blauäugig“, räumt er ein und lacht wieder. „Wir haben uns um dieses Projekt bemüht, ohne zu wissen, was für eine Arbeit da auf uns zukommt. Das hätten wir ohne Hilfe niemals stemmen können.“
Da meldete sich die Katholische junge Gemeinde St. Ludgerus. „Das hat sich einfach so ergeben. Wir waren auf der Suche nach einem sinnvollen Projekt im Zuge der bundesweiten 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend“, sagt Ludger Klingeberg vom Leitungsteam. Die Pergola soll als „grünes Klassenzimmer“ Schutz den Gruppen aus Kindergärten und Schulen bei ihrem Besuch vor Sonne und Regen bieten.

Mit den Vorarbeiten zur Pergola hat die KjG bereits vor zwei Wochen begonnen, um einen Meter tiefe Löcher für die Fundamente zu graben. „Das war eine sehr schwere Aufgabe. Der Boden ist total verdichtet, weil hier massenweise Planierfahrzeuge herübergefahren sind und der Boden mit Schotter durchsetzt ist“, sagt Peter Boeff anerkennend. Schon Anfang der Woche wurden die Fundamente gegossen. Am Freitag nun montierten die KjGler die Querbalken unter fachkundiger Anleitung des Architekten Ulrich Kemmerling. Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski hämmerte als lokaler Schirmherr der Aktion schon am Nachmittag eigenhändig den Richtkranz an einen Querbalken.

„Außerdem bauen wir Picknicktische und -bänke, gestalten und bepflanzen neue Hochbeete aus Paletten und legen neue Wege an“, zählt Ludger Klingeberg auf. Einige Kinder stellen Insektenhotels her, eine Aktionsgruppe beschäftigt sich mit nachhaltiger Verpflegung, eine andere bereitet das Nachbarschaftsfest am Sonntag vor, mit dem Aktion abgeschlossen wird.

Auch Franz-Josef Overbeck, der Bischof von Essen zeigt sich angetan „Ich habe den Eindruck, die Kinder und das hier wirklich sehr gerne, Ich freue mich auch, dass es so viele sind“, sagt er bei seinem Besuch in der Mittagspause. „Wir leben in einer Zeit neuer ökologischer Sensibilität. Das zu fördern, ist sehr sinnvoll angesichts vieler Probleme, die wir noch kriegen werden, die wir aber auch schon haben. Dass es bei den Kindern und Jugendlichen schon anfängt ist wichtig.“

Und schon geht es weiter. Es ist ja auch noch viel Rindenmulch da. Gut 7,5 Tonnen hat ein Lkw davon angeliefert, die komplett auf die insgesamt fast 300 Meter langen Wegen zu verteilen sind: Rindenmulch aufladen, wegfahren, ausschütten, zurückfahren, aufladen und ausschütten, wegfahren und zurückfahren.

Boris Spernol