Grundlegende Reformen der katholischen Kirche fordert der Moraltheologe Daniel Bogner. Viel zu lange hätten Bischöfe, Kardinäle und der Papst Aufbruch nur gepredigt, ohne dass den Worten wirkliche Taten gefolgt seien, heißt es in einem am heutigen Freitagabend in Köln vorgestellten Buch Bogners. Notwendig seien eine Demokratisierung der Kirche, eine veränderte Sexualmoral und – gerade nach dem Missbrauchsskandal – der Zugang von Frauen zu den Weiheämtern. Das Buch trägt den Titel: „Ihr macht uns die Kirche kaputt… …doch wir lassen das nicht zu!“
Die Kirche gleiche einer absolutistischen Monarchie, kritisiert der im schweizerischen Fribourg lehrende und in Münster wohnende Theologe. Die staatliche Trennung von gesetzgebender, ausführender und rechtsprechender Gewalt fehle in der katholischen Kirche. Der Bischof sei Regent seines Bistums, erlasse kirchliche Gesetze und sei auch noch oberster Richter der kirchlichen Rechtsprechung. „Nicht Gewaltenteilung, sondern Gewaltenanhäufung ist hier das Prinzip.“ Das Bischofsamt sei mit einer „Legitimierung durch die Gläubigen“ zu kombinieren, so Bogner. Denn auch Getaufte seien „geistbegabte Glieder des Leibes Christi“.
Kritisch äußert sich der Theologe zum von den deutschen katholischen Bischöfen beschlossenen „synodalen Weg“ über Reformen. Dabei gehe es zwar um mehr Teilhabe der Gläubigen. Die kirchliche Grundordnung, in der sich Klerus und Laien gegenüberstehen, werde damit aber nicht infrage gestellt. Bogner bekundet Unverständnis dafür, das Frauen keinen Zugang zu den katholischen Weiheämtern haben. Sie davon auszuschließen, weil Jesus ein Mann gewesen sei, sei ein Trugschluss: Dann dürften auch nur Juden oder Zimmermannssöhne Priester werden. Priesterinnen würden die Kultur der Kirche ändern, so der Autor: Denn Leitungskulturen aus nur einer Geschlechtsgruppe pflegten gerne ihre stillen Geheimnisse. Auf diesem „Mutterboden“ auch der Missbrauchsskandal gedeihen können.
Bogner verlangt mehr Respekt vor der Gewissensfreiheit. Viele Menschen stießen sich an der katholischen Morallehre mit ihrem Katalog zulässiger sowie nicht zulässiger sexueller Handlungen. Die Kirche müsse sich zu einer Beziehungsethik durchringen, die auch Homosexualität „natürliche Form sexueller Identität“ begreife. Auch sollte sie „ihre Verurteilung von Selbstbefriedigung über Bord werfen“, die viele als eine tastende, behelfende und natürliche Form ihrer Sexualität verstünden.