Kirchliche Bildungswerke müssen sich nach Auffassung des Dresdner katholischen Akademie-Direktors Thomas Arnold mehr für gesellschaftliche Streitthemen öffnen. „Es braucht nicht nur offene Kirchentüren für Gottesdienste, sondern klug gestaltete Foren, in denen Wissen statt Meinung zählt und niemand mit seiner Position vorzeitig verurteilt wird“, schreibt Arnold in einem Gastbeitrag für die „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ (Donnerstag). „Auch wenn sie nicht christlichen Überzeugungen entspricht“, betonte der Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen.
Mit Blick auf die Dresdner Pegida-Demonstrationen sieht Arnold die ersten Reaktionen der Kirche auch kritisch: „Was wäre 2015 gewesen, wenn am Montagabend nicht nur das Licht der Hofkirche wie in Erfurt ausgegangen wäre, sondern zeitgleich im nahe gelegenen Haus der Kathedrale die Debatte um das Abendland und den Wert des kulturellen Miteinanders geführt worden wäre?“ Während AfD-Verstaltungen auf dem Domplatz hatte das Bistum Erfurt die Beleuchtung seines Dombergs ausgeschaltet.
Arnold nennt auch einen weiteren „Fehler“: „Als sich vor knapp einem Jahr in Chemnitz die Wut der Menschen auf der Straße entlud und die Hemmschwelle verloren ging, mit Rechtsextremen gemeinsam auf die Straße zu gehen, waren wir zu spät: mit dem klaren Wort, angemessenen Angeboten zur Trauerbewältigung und Foren, in denen um das Miteinander gerungen werden kann.“
Der Akademie-Direktor räumt ein, dass es für eine Institution wie die Kirche ein Umdenken bedeute, wenn sie zum „Thinktank“, einer Denkfabrik der Gesellschaft werde. Arnold lobt in diesem Zusammenhang die Entscheidung von Bischof Heinrich Timmerevers, den Haupteingang des „Hauses der Kathedrale“, der zentralen Dresdner Veranstaltungsstätte des Bistums, von einer Seitengasse „an die große Straße“ zu verlegen.