Politik und Kirche würdigen zum 20. Juli Widerstand in NS-Zeit

Hochrangige Vertreter aus Politik und Kirche haben zum 75. Jahrestag des Hitler-Attentats am heutigen Samstag den Kampf gegen den Nationalsozialismus gewürdigt. „Alle, die Widerstand geleistet haben, haben Freiheit, Gesundheit, sogar ihr Leben riskiert“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer Videobotschaft. Er erinnerte auch an das Schicksal der Gruppe um Sophie Scholl, das von Georg Elser und anderen. Viel zu lange sei ihnen die Anerkennung verweigert worden, obwohl sie ein „so wichtiger Teil der deutschen Freiheitsgeschichte“ seien.

Gedenktafel am Bendlerblock (Foto: Adam Carr)

Außenminister Heiko Maas (SPD) erinnerte an Adam von Trott zu Solz. Für den Widerstandskämpfer seien „Heimat und Weltgewandtheit, Deutschland und Europa“ zwei Seiten derselben Medaille gewesen. „Verbundenheit mit der Heimat und ein vereintes Europa, das Bekenntnis zum eigenen Land und zu friedlicher Zusammenarbeit in der Welt – das sind keine Gegensätze. Sondern Bedingungen für eine gute, friedliche Zukunft“, so Maas.

Der Außenminister sagte zudem, Deutschland habe ein Problem mit rechtem Terror. „Der Tod von Walter Lübcke ist eine Zäsur, weil er mitten ins Herz unserer Demokratie zielt.“ Demokratie sterbe an Gleichgültigkeit. „Aber sie lebt, wenn wir sie verteidigen. Und dieses Verteidigen ist kein verbissener Kampf.“

Der Berliner katholische Erzbischof Heiner Koch nannte im rbb-Radio den 20. Juli einen „Tag, der uns ermutigen sollte, für unsere Überzeugung einzustehen“. Zugleich rief er zum Widerstand „gegen Ungerechtigkeit und Intoleranz“ auf. Heute nehme die Verrohung der Sprache ebenso zu wie Gewalt, Populismus, Ausgrenzung und radikale Ansichten, kritisierte Koch und mahnte: „Wir dürfen nicht wegschauen.“

„Dankbar denke ich heute an die Männer und Frauen des 20. Juli“, schrieb der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki auf Twitter: „Vor 75 Jahren haben sie eine Leuchtspur in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte gezogen. Dass sie unerschrocken der Stimme ihres Gewissens gefolgt sind, macht auch heute noch Mut.“

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber hatte schon am Mittwoch mit Blick auf den 20. Juli vor „wachsender Verunsicherung und aufkeimenden Nationalismen“ in Deutschland gewarnt. Die Antwort darauf müsse eine „Solidarisierung ganz unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen“ sein. Die Widerstandsbewegung habe damals Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Kreisen eingebunden. Er blicke mit „mit Hochachtung und voller Respekt“ auf diese Frauen und Männer.

Das Bischofshaus in Fulda war nach Angaben des Bistums im Vorfeld des Attentats für einige Widerstandskämpfer zu einem Ort der Beratung geworden. Belegt seien Besuche von Helmuth James Graf von Moltke und Jesuitenpater Alfred Delp beim damaligen Diözesanbischof Johannes Dietz.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) erklärte mit Blick auf die Attentäter von 1944: „Aus der Geisteshaltung, kompromisslos für die Menschlichkeit einzustehen und konsequent danach zu handeln, können wir auch für die Gegenwart und für die Zukunft viel lernen.“ Das Gedenken gelte auch den Familienangehörigen.

Vor 75 Jahren versuchten die Widerstandskämpfer um den Grafen Claus Schenk von Stauffenberg vergeblich, Adolf Hitler durch eine Bombe zu töten und das nationalsozialistische Terrorregime dadurch zu beenden. Am heutigen Samstag sind mehrere Gedenkveranstaltungen geplant. Bei der zentralen Gedenkfeier im Bendlerblock in Berlin spricht unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Anschließend wird sie einen Kranz niederlegen an der Stelle, an der Stauffenberg und andere in der Nacht zum 21. Juli 1944 erschossen wurden.

kna