Die brasilianische Ordensfrau Aline Silva dos Santos erhofft sich von der Amazonas-Synode Impulse für eine Stärkung der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas. Die Kirche müsse eine “ökologische Spiritualität” vorleben und sich zugleich klar auf die Seite der von Vertreibung und Verelendung bedrohten Ureinwohner stellen, mahnte die in Bolivien tätige Franziskanerin am Freitag im österreichischen Wels.
Die Ordensschwester berichtete weiter von grassierender Armut, wirtschaftlicher und ökologischer Ausbeutung und einer zunehmend prekären Existenz der Bevölkerung. Mit dem Verlust des natürlichen Lebensraumes, der in Bolivien oft von Bergbaufirmen mitverursacht werde, gehe auch ein kultureller Verlust, die Zerstörung sozialer und familiärer Strukturen und ein hoher Gewaltpegel einher, so Schwester Aline.
Angesichts dieser Entwicklungen wünschten sich die Menschen in der Region ein starkes Bekenntnis der Kirche, auf ihrer Seite zu stehen, sagte die Ordensfrau. Dies betreffe Hilfe bei der Entwicklung wirtschaftlicher Alternativen sowie ein Eintreten für eine “ganzheitliche Ökologie”. Dieses Anliegen der Synode sei nicht auf Lateinamerika beschränkt, sagte Schwester Aline der Wiener Presseagentur “kathpress”. Der Amazonas sei die “Lunge des Planeten Erde”, dessen Vernichtung das Weltklima bedrohe; dahinter stünden globale Konzerne wie auch westliche Konsummuster.
Ebenso erhoffe sie von der Synode, die im Oktober im Vatikan stattfindet, pastorale Weichenstellungen etwa angesichts des Priestermangels in den Amazonasgebieten. Dieser führe dazu, dass viele Gemeinden nur sporadisch Eucharistie feiern könnten. “In entlegenen Dörfern ist dies nur einmal jährlich möglich, etwa bei den Patronatsfesten.” Hier brauche es neue Möglichkeiten, um eine Sakramentenspendung sicherzustellen. Als Beispiele nannte sie die Entwicklung eines “indigenen Priestertums” oder die Befähigung Verheirateter zur eucharistischen Wandlung. Auch wünschten sich die Menschen eine stärkere liturgische Beachtung kultureller Prägungen und Traditionen vor Ort.
Santos da Silva äußerte sich bei der “weltkirche.tagung” zum Thema “Amazonien – Spirituell Wandel gestalten”. Veranstalter sind unter anderen die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission sowie die Ordensgemeinschaften Österreichs.