Der muslimische Theologe Mouhanad Khorchide begrüßt die geplante Deutsch-Pflicht für Imame und andere ausländische Geistliche. Dies sei „natürlich ein richtiger Schritt“, sagte er am Donnerstagabend in einem Interview mit FAZ.net. Dabei sei auch gut, dass die Deutsch-Pflicht „für alle Prediger gilt, also auch für katholische Priester. Das ist wichtig, sonst ist schnell von Diskriminierung die Rede.“
Er habe immer gesagt, dass Imame die Landessprache sprechen müssten, ergänzte der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) und Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster. Doch das „Problem mit Imamen aus dem Ausland ist längst nicht gelöst“. Bei den salafistischen Predigern etwa spreche „die Mehrheit sowieso Deutsch, viele als Muttersprache“.
Bei den nicht-salafistischen Predigern sei es mit der Sprache nicht getan, so Khorchide weiter: „Viele Imame wissen nichts über die Lebenswelt hier im Land, über Gleichberechtigung, den Menschen als selbstbestimmtes Wesen.“ Mit diesen Themen müssten sie konfrontiert werden.
Das gelte genauso für katholische Priester, betonte der Theologe: „Die Kirchen haben oft die gleichen Probleme, wenn da jemand aus einem anderen Kulturkreis in die Gemeinde kommt und ganz eigene Vorstellungen von Leben und Gesellschaft hat. Sprache ist da nur die Verpackung.“
Khorchide schlug vor, dass alle Geistlichen aus dem Ausland einen Kurs absolvieren sollten, „der sie mit den modernen Werten in Berührung bringt und mit den Grundlagen des Lebens hier vertraut macht“. Es müsse standardisierte Kurse geben, „verbunden mit der Verpflichtung, sich an die Wertordnung des Grundgesetzes zu halten“.
Das Aufenthaltsrecht sei dabei der wirksamste Hebel der Politik, denn der Staat könne ein Visum an Voraussetzungen knüpfen: „Aber natürlich müssten die Imame dann irgendwie Kontakt zur deutschen Gesellschaft bekommen. Da reicht es nicht, wenn einmal im Jahr ein Tag der offenen Moschee stattfindet.“
Die Bundesregierung will eine Deutsch-Pflicht für ausländische „Religionsbedienstete“ einführen. Das Bundeskabinett brachte am Mittwoch einen entsprechenden Gesetzentwurf auf den Weg. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte mit Blick auf die Debatte um Sprachkenntnisse von Geistlichen vor zu großen Hürden gewarnt. Die Anforderungen dürften nicht dazu führen, dass die Einreise faktisch unmöglich gemacht werde.